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Gösting: Letzter Greißlerladen sperrte zu (Grazer Woche)

Bezirksvorsteher Ehmann (SPÖ) und Strohriegl(KPÖ) bei Verabschiedung

Dieser Tage ging in Gösting eine Ära zu Ende. Und zwar jene von Anna Sucher, der letzten Greißlerin im Bezirk. 52 Jahre stand sie tagein, tagaus in ihrem Geschäft in der Ibererstraße 7, „ohne auch nur einmal Urlaub zu machen“, wie sie betont. „Das hat mich aber nie gestört, denn ich habe meine Arbeit geliebt. Und Fernweh habe ich nie verspürt“, so die 76-jährige.

Nun sei aber endgültig der Zeitpunkt gekommen, in Pension zu gehen. Ein Entschluss, der Sucher trotz ihres Alters nicht leicht gefallen ist: „Wissen Sie, meine Stammkunden sind mit mir zusammen alt geworden. Bis zum Schluss habe ich mich nicht getraut, ihnen zu sagen, dass ich aufhöre.“

Ein Leben als Greißlerin ...

Viele waren es zuletzt aber nicht mehr, die Anna Suchers Feinkostladen frequentierten. Denn wie das Geschäft selbst gehören auch dessen Kunden zu einer aussterbenden Gattung. Hart sei es gewesen, den Niedergang ihres Berufsstands mitzuerleben, zu sehen wie ein Greißler nach dem anderen zusperrt. Lieber erinnert sich Sucher da schon an die gute alte Zeit, als ihr auch noch die Kantine in der Bulme gehörte und sie stets Lehrmädchen in der Ibererstraße 7 hatte. Doch dann kamen die Supermärkte und mit deren Preisen habe man nicht mithalten können. „In den letzten Jahren war das Geschäft für mich nur mehr ein Hobby. Denn mit dem, was da am Schluss übrig bleibt, kann man keine großen Sprünge mehr machen“, weiß Sucher.

Am 31. Dezember war es dann auch so weit: Ein letztes Mal sperrte Anna Sucher an diesem Tag ihren kleinen Laden auf – und erhielt überraschend Besuch. Denn ihr baldiger Pensionsantritt blieb nicht allen verborgen und SPÖ-Bezirksvorsteher sowie stolzer Neo-Nationalratsabgeordneter Michael Ehmann (seine Nachfolge im Bezirk übernimmt Walter Schuster) ließ es sich nicht nehmen, zusammen mit Bezirksvorsteher-Stellvertreter Gerhard Strohriegl (KPÖ) und einer musikalischen Abordnung der zu Tränen gerührten Dame alles Gute zu wünschen.

Quelle: Grazer Woche, 14.1. 07

15. Januar 2007