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Kunst braucht keine politische Einmischung

Die inhaltliche Ausrichtung des Grazer Kunsthauses wird zurzeit auf Social Media und in einer steirischen Tageszeitung zum Thema gemacht. Grund ist, dass aktuell eine vom Künstler nicht autorisierte Banksy Ausstellung im Grazer Citypark zu sehen ist. Christine Braunersreuther, Museologin und Klubobfrau der KPÖ Graz, bezieht dazu Stellung. 

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"Politische Einmischung in das Programm von Kunst- und Kulturinstitutionen ist in einem demokratischen Staat ein absolutes No Go!" sagt KPÖ Klubobfrau Christine Braunersreuther.

Wenn Banksy Ausgangspunkt für eine Diskussion ist, finde ich das super. Ein Street-Art-Künstler, der selbst bei konservativen Anti-Vandalismus-Aktivist:innen Begeisterung hervorruft – das mag ich. Nicht, dass ich Banksy kennen würde – aber immerhin habe ich als damals noch Praktikantin einer Kunsthalle schon einmal mit ihm telefoniert und das bedeutet mehr kennen, als bei vielen anderen. Und nicht zuletzt daher weiß ich, was Banksy nicht mag und was auch andere Künstler:innen und auch Kurator:innen und Intedant:innen nicht mögen: Einmischung – und darunter zuletzt politische Einmischung – in ihr Programm und ihre Ideen. In demokratischen Staaten ist es daher ein kulturpolitisches „No-Go“.

Das sollte deshalb auch für das Kunsthaus Graz gelten. Für das wurde kürzlich in einem langwierigen, transparenten Prozess und durch ein hochkompetentes, internationales Gremium eine neue Leitung gefunden: Die Slowenin Andreja Hribernik hat sich nicht zuletzt dadurch ausgezeichnet, dass sie ein Konzept vorgelegt hat, das einem zeitgenössischen Verständnis von Museumsarbeit entspricht. Das bedeutet, dass das Museum (ja, auch das Kunsthaus!) als Bildungsinstitution verstanden wird, was bedeutet, dass intensiv mit und für das Publikum und dessen Verständnis und Begeisterung für Kunst gearbeitet wird. Mit diesem Ansatz, und NICHT mit Blockbuster-Ausstellungen, in denen Besucher:innen toll Selfies schießen können, hat sie in der Vergangenheit aus einem regionalen Museum ein Haus gemacht, das sowohl bei der Bevölkerung beliebt ist, als auch internationale Strahlkraft besitzt. Der von ihr kuratierte Pavillon auf der Biennale in Venedig wurde zu recht zu einem der schönsten und besten der vergangenen Jahre gewählt.

Freudig gespannt, aber als Museologin und künftiges Vorstandsmitglied natürlich auch kritisch, werde ich daher beobachten, was sie aus dem Kunsthaus machen wird. Doch eines verspreche ich hiermit öffentlich: ich werde weder inhaltlich rein reden noch öffentlich kommentieren. Denn ich stehe zur Freiheit der Kunst und des Kuratierens – als Museologin wie als Politikerin!

Christine Braunersreuther, Museologin und Klubobfrau der KPÖ Graz

16. März 2022