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So verbaut ist Graz

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Die KPÖ hat heute im Rahmen einer Pressekonferenz aufgezeigt, wie massiv Graz in den letzten Jahren tatsächlich verbaut wurde.

„2020 wurden stündlich 61 m² in Graz versiegelt und verbaut. Das sind über das ganze Jahr gerechnet 53 Hektar – ein trauriger ‚Rekord‘ in den letzten Jahren. Es ist höchste Zeit für Gegenmaßnahmen, um die investorengetriebene Verbauung zu bremsen. Neues muss sorgsam gestaltet werden“, erklärt KPÖ-Stadträtin Elke Kahr. Sie ruft in Erinnerung, dass die KPÖ als einzige Partei im Gemeinderat gegen den aktuellen Flächenwidmungsplan gestimmt hat. Der FLÄWI ist die Grundlage der baulichen Entwicklung, die Graz derzeit nimmt.

Seit 2012 sind in Graz 121 Hektar an unversiegeltem Boden verbaut worden – eine Fläche, die umgerechnet 5,5 mal so groß ist wie der Grazer Stadtpark. Jede Woche kommen 1.250 m² an Gebäudegrundflächen hinzu. Das Verschwinden von unversiegelten Flächen hat negative Auswirkungen, die gerade im Sommer verstärkt zum Vorschein kommen: Große Hitze in der Stadt und stärker werdende Hochwassergefahr bei starken Regenfällen.

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KPÖ-Stadtplanungssprecher Christian Sikora hat die neue Verbauungs-Webseite vorgestellt, auf der die Grazerinnen und Grazer bis hinunter auf die Bezirksebene nachvollziehen können, wie es um die Verbauung in Graz steht.

Verbauung mit einem Klick sichtbar gemacht

Unter der Internetadresse kpoe-graz.at/verbauung steht ab sofort umfangreiches und aufgearbeitetes Datenmaterial vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen zur Verfügung. „Es ist uns gelungen, die Bauentwicklung für jeden Bezirk der Stadt grafisch darzustellen. Angefangen von Gebäude- und Betriebsflächen bis hin zu Grün- und Freizeitflächen. So kann sich jede Grazerin und jeder Grazer selbst ein Bild machen. Das ist wirklich eine große Sache und hat es so für Graz noch nie gegeben“, betont KPÖ-Stadtplanungssprecher Christian Sikora.

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Problem: Großprojekte und Dichteüberschreitungen

Die Daten zeigen, die derzeitige Situation nicht nur durch große Bauprojekte entstanden ist, sondern auch durch viele kleinere und mittlere Bauvorhaben. „Durch die Möglichkeit der Überschreitungen der Bebauungsdichte, die viele Bauherrn zur Profitmaximierung ausreizen, werden viele zuvor unversiegelte Flächen, wie Hinterhöfe und Vorgärten, verbaut“, erklärt KPÖ-Klubobmann Manfred Eber.

Daraus leitet Eber drei zentrale Forderungen ab:

  • Versiegelungsabgabe für alle Neubauten. „Wer Flächen versiegelt, soll dafür auch an die Allgemeinheit zahlen müssen“, so Eber.
  • Festlegung eines Grünflächenfaktors. Hier ist das Land Steiermark säumig. Mit einem einstimmigen Beschluss hat der Grazer Gemeinderat bereits im Juni 2019 das Land um eine Gesetzesnovelle ersucht.
  • Eine Grazweite Bebauungsplanpflicht „würde ein Mehr an Mitsprache und Kontrolle durch den Gemeinderat und die Bevölkerung bei Bauprojekten sicherstellen. Gleichzeitig sollten die Nachbarrechte im steirischen Bauesetz gestärkt werden“, so Eber.

Bereits in der kommenden Gemeinderatssitzung am 16. September wird die KPÖ einen Antrag einbringen, um den Flächenwidmungsplan einer Revision zu unterziehen. Nur so kann auch die von vielen Seiten gewünschte Bausperre kommen.

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KPÖ-Naturschutzsprecherin Christine Braunersreuther wies darauf hin, wie fatal sich Bodenversiegelung in vielerlei Hinsicht auf die Stadt auswirkt.

Hitze und Hochwassergefahr

„Die immer weitere Versiegelung von Grünflächen führt dazu, dass Wasser weder versickern noch verdunsten kann“, weiß KPÖ-Naturschutzsprecherin Christine Braunersreuther. Dadurch entstehen bei Starkregen die allen von der Hochwasserkatastrophe noch im Gedächtnis gebliebenen Straßenflüsse, die sich in Hauseingänge und Keller entleeren.

Darauf weist die KPÖ schon lange hin und macht sich für den Erhalt und die Ausweitung von Grünflächen stark. „In Alt-Grottenhof ist es gelungen, eine Volksbefragung durchzusetzen und damit die Verbauung zu verhindern“, erinnert Braunersreuther.

Sie fordert nun die Öffnung von bestehenden Beton- und Pflasterflächen, etwa am Tummelplatz. Zukünftige Pflasterflächen wie am Platz vor dem Schulcampus Reininghaus, der zwar mit Bäumen versehen aber am Boden versiegelt wird, sind für sie ein No-Go.

„Die Stadt braucht Flächen, auf denen das Wasser versickern kann. Die Verdunstung auf Wiesenflächen würde die Stadt natürlich auch kühlen“, so Braunersreuther. Sie regt an, richtige Feuchtwiesen an Stellen anzulegen, wo es wegen vergangener Verbauung bereits Überschwemmungsprobleme gibt.

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Erfreulich: Das Problem des Flächenfraßes findet zunehmend großes Medieninteresse. Nun müssen endlich politische Maßnahmen folgen! Die KPÖ wird im September-Gemeinderat einen entsprechenden Dringlichen Antrag einbringen.

Zu wenig Freizeitflächen für Bevölkerungswachstum

Freizeitflächen stellen für die Bevölkerung wichtige Orte für Erholung, Sport und Freizeit dar. Während die Einwohnerzahl von 2012 bis 2020 um 11,7 Prozent gestiegen ist (+34.710), sind die Erholungsflächen nur leicht gestiegen (+3,3%).

Durchschnittlich stehen jeder Grazerin und jedem Grazer nur 10 m² Freizeitfläche zur Verfügung. „Stark betroffen sind davon Bezirke wie Lend mit nur 4,52 m² pro Bewohner:in, Gries mit 6,33 m² oder Jakomini mit 6,88 m²“, weiß KPÖ-Stadtentwicklungs- und Sportsprecher Christian Sikora.

Deswegen fordert die KPÖ, dass von Seiten der Stadt mehr Flächen für Freizeit, Sport und Erholung reserviert und beschafft werden. Sikora verweist dabei auf seine aktuelle Initiative zur Erhaltung des 10 Hektar großen Areal an der Grenze zwischen Puntigam und Straßgang, welchen im Besitz der röm.-kath. Kirche Straßgang steht und zukünftig für großflächigen Wohnbau reserviert ist.

Veröffentlicht: 5. September 2021

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