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Steirerin des Tages: Maria Cäsar

Kleine Zeitung berichtet über Preisverleihung an unsere Genossin

Für ihr Lebenswerk erhielt Widerstandskämpferin und Kommunistin Maria Cäsar (91) am Mittwoch den Frauenpreis der Stadt Graz. Stradträtin Elke Kahr, die bei der Preisverleihung anwesend war, gratuliert ihrer Vorvorgängerin als Bezirksobfrau der KPÖ Graz.

Gegen alle Widerstände

Für ihr Lebenswerk erhielt Widerstandskämpferin und Kommunistin Maria Cäsar (91) am Mittwoch den Frauenpreis der Stadt Graz.

Mein Mundwerk geht immer noch", sagt Maria Cäsar und lacht. Ihr Mundwerk hat viel verändert in der Gesellschaft - und sie in lebensgefährliche Situationen gebracht. Das Leben der heute 91-Jährigen ist alles andere als schnell erzählt. Für ihren Widerstand gegen die Nazis und ihren Kampf für Frauenrechte wurde ihr gestern der Frauenpreis der Stadt Graz verliehen.
Dass Cäsar schon immer eine Kämpfernatur war, glaubt man ihr aufs Wort. Ihre Stimme wird lauter, wenn sie über Recht und Unrecht spricht, die Gesten schneller. "Ungerechtigkeiten habe ich nie ausgehalten, dagegen habe ich mich immer aufgelehnt", sagt sie. Das war schon in ihrer Jugend so. 1939 wurde sie als früheres Mitglied des Jugendarbeiterverbands Rote Falken wegen angeblicher "Vorbereitung zum Hochverrat" von den Nazis verhaftet. 15 Monate lang saß die damals 18-jährige Judenburgerin in Graz ein. "Nur, weil ich gegen den Krieg war", erzählt Cäsar.

Vom Konzentrationslager wurde sie verschont. Sie setzte sich nach der Haft weiter für Gefangene ein, sammelte Geld für deren Familien. Nur weil ein Mitstreiter sie nicht verriet, wurde sie kein zweites Mal verhaftet und floh nach Jugoslawien. Der Mitstreiter wurde hingerichtet. Die Ungerechtigkeit von Gefangenschaft und Verfolgung hat Cäsar bis heute geprägt. Und ihre Mutter. "Zu ihrer Zeit hatten Frauen überhaupt keine Rechte. Ihr war es ein großes Anliegen, da rauszukommen", sagt sie.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte Cäsar, damals Witwe und junge Mutter, im Bund demokratischer Frauen (und in der KPÖ) für das Recht auf Abtreibung, die atomare Abrüstung und die Gleichstellung von Frauen in der Gesellschaft - natürlich immer gegen Widerstände. "Meine Arbeit war ein kleines Rädchen. Aber im Großen gesehen war es ein Riesenerfolg." Auch wenn es noch viele Aufgaben gebe, für Frauen, aber auch für Männer.

Vieles ist für Cäsar heute zu beschwerlich. "Aber manchmal", sagt die erklärte Antifaschistin, "manchmal würd' ich schon noch gern ein bisserl mitmischen."

(Nach Kleine Zeitung, 24.11. 20o11)

24. November 2011