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Bahnverbindung Graz -Salzburg - Stellungnahme

KPÖ und Basisinitiative nicht zufrieden

Die Grazer KPÖ-Stadträtin Elke Kahr stimmt nicht in den Chor der Jubler über die mit viel Steuergeld finanzierte Neuregelung der ÖBB-Verbindung zwischen Graz und Salzburg ein. Außerdem verweist sie darauf, dass die Streichung der IC-Verbindung zwischen Graz und Maribor ein Schlag für die regionale Zusammenarbeit ist.

Mag. Christian Kozina, Karl-Franzens-Universität Graz betont als Sprecher der Initiative nachhaltig-machen.at:
"Bei allem Jubel über eine Einigung muss klar sein: Die ausverhandelte Lösung stellt immer noch eine deutliche Verschlechterung des Angebots dar. Das hat mehrere Gründe:

1. Komfortverlust durch schlechtere Züge: Statt IC-Garnituren werden in Zukunft City-Shuttle- und/oder Talent-Wagen die Strecke bedienen. Beide sind für den Fernverkehr ungeeignet, da sie über äußerst unkonfortable Sitze (Talent) bzw. keine Klimatisierung (City-Shuttle) verfügen.

2. Komfortverlust durch Umsteigen: Ohne Umsteigen wird man in Zukunft nur mehr 23 statt 36 Mal pro Woche von Graz nach Salzburg fahren können. Wenn ein Umstieg auf den gegenüberliegenden Bahnsteig möglich ist, halten sich die Nachteile in Grenzen. Was jedoch nicht passieren darf, ist, dass Menschen 15 Minuten in der Kälte warten müssen oder überhaupt ihren Anschlusszug verpassen.

3. Wirrwarr im Fahrplan: Von Montag bis Donnerstag fahren die Züge gleich, Freitag, Samstag und Sonntag aber komplett unterschiedlich. Fahrgäste müssen deshalb nun ganz genau schauen, dass sie nicht am falschen Tag zur falschen Uhrzeit am Bahnsteig stehen. Komfort und Flexibilität sinken.

4. Lücken vor allem am Wochenende: Unter der Woche fehlt auf den Zwei-Stunden-Takt ein Zug, am Wochenende zwei. Samstags werden es von Salzburg nach Graz überhaupt nur vier Verbindungen, davon eine mit Umsteigen, angeboten. Die zeitliche Flexibilität wird dadurch deutlich eingeschränkt.

Durch diese Verschlechterung wird eine teilweise Verlagerung auf die Straße stattfinden, wenngleich diese deutlich geringer ausfallen wird als bei der völligen Streichung der vier Verbindungen. Zufrieden kann man lediglich insofern sein, als es dem Land Steiermark gelungen ist, das Schlimmste für Menschen und Natur abzuwenden. Die eigentlichen Probleme aber bleiben damit freilich ungelöst: Die Strecke wird durch die beschlossenen Maßnahmen weder attraktiver noch rentabler, und wenn nichts getan wird, ist zu befürchten, dass die betroffenen Verbindungen mit dem nächsten Fahrplanwechsel erst gestrichen werden.

Daher gilt es jetzt, alle Konzentration dem Fahrplan 2012/13 zu widmen. Eine vorübergehende Verschlechterung für ein Jahr ist nämlich dann akzeptabel, wenn man gleichzeitig signalisiert, dass es im Anschluss daran eine langfristig tragfähige, nachhaltige Lösung geben wird. Es bleiben somit nun einige Monate Zeit, um einerseits ein verkehrspolitisch sinnvolles Konzept für die Strecke (und den gesamten inneralpinen Bahnverkehr) zu erarbeiten, und andererseits auch dessen Finanzierung langfristig abzuklären und zu sichern.

Eines muss dabei jedoch klar sein: Ein Zwei-Stunden-Takt ist und bleibt auf einer Strecke wie Graz-Salzburg das absolute Mindestmaß für einen attraktiven Bahnverkehr. Deshalb wird man die Forderung danach auf der Website www.nachhaltig-machen.at auch weiterhin unterstützen können. Die Vision eines sozial- und umweltverträglichen Verkehrssystems mit einem starken öffentlichen Verkehrsnetz im Zentrum lebt jedenfalls weiter!"

16. November 2011