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Hamburger Hafencity ist ein Millionengrab

Nagls Beispielprojekt für Reininghaus wird vor Ort scharf kritisiert

Die Hamburger „HafenCity“ ist ein Millionengrab und widerspricht den Grundsätzen einer sozialen Stadtentwicklung. Deshalb ist es bezeichnend, dass Bürgermeister Nagl gerade dieses Projekt als Beispiel für Reininghaus heranzieht.
Das stellte die Grazer Stadträtin Elke Kahr am Mittwoch fest. Die KPÖ-Politikerin: „Nicht alles , was an Vergleichen hergezogen wird, ist einen Vergleich wert. Unsere Freunde von der Partei die Linke sind in der Hamburger Bürgerschaft vertreten und haben in den letzten Jahren mit Unterstützung von Bürgerinitiativen scharfe Kritik an diesem Prestigeprojekt geübt."
Wir geben deshalb auszugsweise eine Aussendung vom 30.10. 2010 wieder.

Die Hafencity als nächstes Millionengrab
Hamburg droht ein weiteres Millionen-Fiasko. Die weitere Finanzierung der Hafencity ist gefährdet, weil die Banken von den Investoren - einem deutsch-niederländischen Konsortium - angesichts der Wirtschaftskrise weitere Sicherheiten fordern. Der Senat will den Investoren mit einem geänderten Kaufvertrag entgegenkommen, der vor allem Mietgarantien für Büros und die Lockerung von Vertragsklauseln, wie konkreten Baustartterminen vorsieht.
Dazu erklärt Dr. Joachim Bischoff, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE: "Das Schutzpatronat des Senats für die Investorenprojekte der Stadt führt zu vollkommen unübersichtlichen finanziellen Verpflichtungen. Die unverantwortliche und konzeptlose Stadtentwicklungspolitik zu Lasten Hamburger Bevölkerung ist über das Maß des Erträglichen hinausgeschossen. Der öffentlich finanzierte Gentrifizierungsmotor Hafencity ist finanziell und stadtentwicklungspolitisch ein völliger Misserfolg."
Um die Investoren bei der Stange zu halten steigt der Senat in zunehmend komplizierte Vertragsverhältnisse ein, in denen die Stadt beispielsweise Büroanmietungsgarantien übernimmt. Städtische Behörden sollen dort einziehen, obwohl dies den bisherigen Neubauplänen der Behörden zuwiderläuft und die Mieten deutlich höher sind. (…)
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde seit 1991 unter Bürgermeister Voscherau (SPD) der Plan für die Hafencity entwickelt. Mittels des 1997 gegründeten "Sondervermögen Stadt und Hafen" wurde das Vorhaben der öffentlichen Kontrolle entzogen und geriet immer mehr zum Desaster. Das größte Bauvorhaben Europas findet ohne öffentliche Beteiligung und Kontrolle statt. Das Grundstücksgeschäft regiert und die gesetzliche Bauleitplanung verkommt zur Formalie.
Die Hafencity wird im Kern durch öffentliche Mittel und Kredite finanziert. Das Sondervermögen schiebt einen Schuldenberg von 350 Mio. Euro vor sich her. Allein die Zinsen liegen bei 112 Mio. Euro und der öffentliche Haushalt wird einen dreistelligen Millionenbetrag zur Entschuldung übernehmen müssen.
"Das ist den Bürgern, denen zuletzt für die Kinderbetreuung schmerzhaft in die Tasche gegriffen wird, nicht zu erklären. Angesichts der katastrophalen Finanzlage der Stadt und dem hohen Bedarf an günstigen Mietwohnungen kann sich Hamburg diese Investorenpflege keinesfalls leisten", so Joachim Bischoff abschließend.
http://www.linksfraktion-hamburg.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/archiv/2010/mai/zurueck/presse/artikel/die-hafencity-als-naechstes-millionengrab/
Email-Adresse von Joachim Bischoff: joachim.bischoff@t-online.de

Elke Kahr: „Nagl will mit seiner HafenCity-Werbung den Leuten Sand in die Augen streuen. Hoffentlich geht dieses Konzept bei den Reininghaus-Gründen nicht auf.“

4. Juli 2012