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Wohnbeihilfe: So wirkt sich die Kürzung aus

Artikel in Grazer Stadtzeitung G7 - Stellungnahme von Stadträtin Kahr

Die 50-Prozent- Rechnung

Wohnbeihilfe neu: Was es bedeutet, wenn der Betriebskostenzuschuss künftig halbiert wird. Eine Familie mit sechs Kindern rechnet vor.

Was sind 72,50 Euro wert? Für manche ein Paar Sommersandalen, für andere ein Abend im Theater. Die Familie Aellinger aus Graz-Wetzelsdorf kommt mit einem Betrag von 72,50 Euro zwei ganze Tage lang über die Runden, inklusive acht Mal Frühstück, acht Mal Schuljause, acht Mal Mittag- und Abendessen. „Wir brauchen pro Tag 35 bis maximal 39 Euro“, rechnet Mama Andrea Aellinger vor.

Sie und ihr Mann Erich sind Eltern von insgesamt elf Kindern, mit sechs, nämlich Erik (6), Matthias (10), Alexander (12), Andrea (13), Julia (14) und Nadja (16), leben sie seit vergangenem November auf Miete auf geförderten 103 Quadratmetern in den Hügeln von Wetzelsdorf. Eigentlich eine noblere Adresse mit Panoramablick auf Graz. Der erste Eindruck täuscht, das Haus ist alt, spärlich ausgestattet, die Möbel und die Küche hat man übernommen, die Ledercouch im Wohnzimmer auch. „So eine könnten wir uns selber nicht leisten.“

72,50 Euro – so viel erhalten die Aellingers demnächst weniger an Wohnbeihilfe. Weil: Im Zuge der Budgetsanierungen des Landes wird die Betriebskostenpauschale für Wohnbeihilfe-Empfänger um 50 Prozent gekürzt. Die Basis-Beihilfe bleibt. Das trifft dann nicht nur Mehrkind-Familien wie die Aellingers, sondern insgesamt 15.557 Haushalte in Graz und 2583 in Graz-Umgebung.

Die Rechnung für die Familie
Wohnungsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) regen solche Ideen zur Budgetsanierung auf: „Hier wird bei den Allerärmsten gespart, viele Menschen könnten damit in die Obdachlosigkeit getrieben werden.“ Dass die Rechnung so still passiert, ärgert die Politikerin. Für viele sei so ein Betrag, gerade wo Mietzinsen in den letzten Jahren ständig gestiegen sind, überlebensnotwendig. Kahr rechnet weiter vor: Bei einem Zwei-Personen-Haushalt auf 70 Quadratmetern wird die Unterstützung von 109 Euro auf 54 Euro gekürzt.

„Das wäre schlimm, uns bleibt am Ende des Monats ohnehin nichts über“, sagt Erich Aellinger, der Angestellter und Alleinverdiener ist. 880 Euro zahlen sie pro Monat Miete in Wetzelsdorf, Strom und Heizung sind noch nicht inkludiert. Andrea Aellinger erhält Mindestsicherung.

Sie blättert auf dem Tisch, auf dem frisch gebackene Pinzen stehen, in einem Ordner. „Sehen Sie her, 2007, da haben wir noch 534 Euro Wohnbeihilfe erhalten. Derzeit sind es insgesamt 330 Euro.“

Aus dem Büro von Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser (SPÖ) heißt es: „Die 50-Prozent-Kürzung der Betriebskostenpauschale erfolgt ersatzlos, sonst hätten wir die Wohnbeihilfe in dieser Form nicht halten können.“ Sprecher Stefan Hofer verweist auf den Wohnbetrag, der in der Mindestsicherung steckt.

(Artikel entnommen aus der Stadtzeitung G7, 24. 4. 2011)

25. April 2011