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Arbeitersiedlung nach 70 Jahren saniert

Arbeitersiedlung nach 70 Jahren saniert
Grazer KP-Stadtrat Kaltenegger setzt Aufwertung vernachlässigter Wohngegenden fort

Graz - "Herr Stadtrat, meine Balkontür geht net auf." Die ältere Dame, die gerade den Schlüssel zu ihrer neu renovierten Wohnung von KP-Wohnungsstadtrat Ernest Kaltenegger überreicht bekommen hat, wendet sich - wie alle Bewohner der "Triestersiedlung" bei Problemen direkt an den Stadtrat. "Das mach ma gleich", beruhigt Kaltenegger die Mieterin, die 1960 in ein Haus eingezogen ist, das schon damals sanierungsbedürftig war.

1922 "Hochstandard"

1922 wurde die Arbeitersiedlung im Süden von Graz erbaut. "Damals waren die Wohnungen hier Hochstandard", erklärt Oswin Stossier, der mit der Planung der Rennovierung betraute ist, "immerhin hat jede Wohnung ein WC gehabt, einen Tischherd und einen Spülstein". Doch die Zeiten ändern sich: Die baufälligen Häuser der Siedlung, die sich um einen großen Innenhof schließen, wurden seit über 70 Jahren nicht mehr renoviert.

Aufschriften aus dem Zweiten Weltkrieg

"Die Aufschriften auf der Außenfassade sind aus dem Zweiten Weltkrieg und zeigen, wo es zum Luftschutzkeller geht", erklärt der Stadtrat, dem sein Engagement in vernachlässigten Siedlungen bei den Grazer Wahlen 2003 immerhin 21 Prozent der Stimmen brachte. Es gab keine Badezimmer in den 45 und 55 Quadratmeter großen Wohnungen. "Seit 1998 haben wir 519 Wohnungen mit Nasszellen ausgestattet", erzählt Kaltenegger, "165 davon in dieser Siedlung".

Aufwertung für "bessere soziale Durchmischung"

Durch die Aufwertung der Häuser, die nun in warmen Ziegelrot leuchten, erhofft sich Kaltenegger auch "eine bessere soziale Durchmischung. Weil einer mit einem normalen Arbeitseinkommen zieht sonst nicht her".

Als am Montag zwei fertige Häuser ihren Mietern übergeben werden, sind die Wohnungen wie neu: Moderne Badezimmer, Gegensprechanlagen, Fernwärme und Fenster mit Schalldämmlüftungen. Letztere halten den Lärm der vierspurigen Triesterstraße draußen. Eine Straße, die für den Rest der Stadt vor allem als Zufahrt zu den großen Shoppingcentern dient. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 3.8.2004)

Veröffentlicht: 12. August 2004

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