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Armut wird schamlos ausgenutzt

Der Grazer berichtet - Elke Kahr hilft den Betroffenen

Es ist ein schmutziges Geschäft mit der Armut, auf das sich findige Grazer Unternehmer eingelassen haben. In jüngster Zeit gibt es immer mehr Beherbergungsbetriebe, die Zimmer zu Wucherpreisen an sozial Schwache vermieten. Und viele Verzweifelte nehmen das Angebot an: Wer sonst keine Chance auf eine Bleibe hat, ist froh, wenn er wenigstens in einem 16-Quadratmeter-Zimmer hausen darf – auch wenn Bad und WC am Gang sind und die Monatsmiete über 400 Euro beträgt.

Rechtliche Grauzone
Die Herbergen operieren in einer rechtlichen Grauzone, weil sie nicht unter das Mietgesetz fallen. Die Bewohner zahlen zwar Kaution und unterschreiben eine Art Mietvertrag, den sie auch noch offiziell vergebühren müssen – doch als Mieter haben sie keinerlei Rechte und können jederzeit vom Hausherrn auf die Straße gesetzt werden. Auf ein Frühstück oder regelmäßiges Wechseln der Bettwäsche müssen die Bewohner der „Herbergen“ ebenfalls verzichten. Dafür ist die Miete starken Schwankungen unterworfen, weil zum fixen Mietzins noch Strom und Heizung extra verrechnet werden. So kann es sein, dass bei 300 Euro Monatsmiete bis zu 140 Euro an Betriebskosten dazukommen.

Musterprozess
Sowohl die Caritas als auch KP-Wohnstadträtin Elke Kahr sind über die  Geschäftspraktiken empört und sprechen von „Abzocke“. Die KPÖ hat inzwischen gemeinsam mit einem Betroffenen, der aus einer der Herbergen geflogen war, einen Musterprozess angestrengt. Kahr hofft, dass diese „Geschäftemacherei auf dem Rücken der Ärmsten“ bald ein Ende hat.

(Der Grazer, 5.6. 2011)

Veröffentlicht: 5. Juni 2011

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