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"Blumen der Revolution"

Salzburger Nachrichten über Ernest Kaltenegger

Salzburger Nachrichten am 28. September 2005 - Bereich: Österreich

Blumen der Revolution

Kaltenegger polarisiert
Für die Grünen ist er ein "populistischer Nichtpolitiker", für Gerhard Hirschmann ein "Apostel des Stillstands" und für die ÖVP ("Wer KPÖ und Ernest Kaltenegger wählt, schadet der Steiermark") stellt er eine "Gefahr für unsere Wirtschaft" dar. (Inter-)nationale Medien schreiben hingegen über den Spitzenkandidaten der steirischen KPÖ Geschichten, die Titel wie "Engel der Armen" oder "Der rote Samariter" tragen. Keine Frage, dieser Mann polarisiert. In der Nacht auf Dienstag wurden mehr als 100 Kaltenegger-Plakate in Graz mit gefälschten KPÖ-Zitaten überklebt."Eine miese Kommandoaktion, passend zum Schmutzkübelstil unserer Gegner", erklärt die rote Wahlkampfleiterin Elke Kahr, die Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet hat.

Lächeln wie ein Schulbub
Um einiges friedlicher geht es an den Wahlkampfständen der KPÖ zu. Marx und Lenin und die große Revolution sind hier mit Ausnahme von Che-Guevara-Ansteckern kein Thema. Der 56-jährige in Rötsch bei Obdach geborene Kaltenegger setzt sein zum Markenzeichen avanciertes verschmitztes Bubenlächeln auf, verteilt an Passantinnen Blumen. Auffallend viele ältere Damen bürgerlicher Herkunft schütteln Hände mit dem Kommunisten, dessen Körpersprache Zurückhaltung, fast schon Schüchternheit suggeriert. Volkstribun ist er keiner, der mit abgewandelten Bibelsprüchen wie "Fürchtet euch nicht" oder "Geben statt nehmen" zu punkten versucht. Eher ein stark auf Wohnungsprobleme bedachter Sachpolitiker, einer "auf Augenhöhe". "Ob Sie jetzt ganz links sind oder nicht, ist mir egal, das Wichtigste ist, dass Sie was tun für die Leut'", sagt einer und klopft Kaltenegger auf die Schulter. Der nimmt das Kompliment stumm lächelnd zur Kenntnis.

Verstaatlichtes Wirtshaus?
Kultur- oder Frauenpolitik sind am KPÖ-Stand kein Thema. Konfrontiert wird Kaltenegger oft mit Verstaatlichungsängsten. Zumeist reagiert er mit Humor: "Wir wollen keine Kolchosen in Radkersburg und planen auch keine Verstaatlichung von Wirtshäusern oder Würstelbuden", sagt er. Und grinst.m.b

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Veröffentlicht: 28. September 2005

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