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Buch über Herbert Eichholzer

Band über Herbert Eichholzer erschienen

Buch arbeitet das architektonische Werk sowie seine Aktivitäten als Widerstandskämpfer auf.


Dem Grazer Architekten Herbert Eichholzer (1903-1943), der in der Zwischenkriegszeit zu den wenigen konsequenten österreichischen Vertretern des Internationalen Stils gehörte und im Krieg von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde, ist eine neue Publikation im Springer Verlag gewidmet. Die Grazer Kunsthistorikerin Antje Senarclens de Grancy und der Zeithistoriker Heimo Halbrainer haben das architektonische Werk sowie seine Aktivitäten als Widerstandskämpfer aufgearbeitet.

Vertreter der Moderne. Es gibt von Herbert Eichholzer nicht viele realisierte Projekte - und von den wenigen kaum eines, das unverändert erhalten ist. Trotzdem gilt der Grazer Architekt als einer von Österreichs konsequentesten Vertretern der Moderne. Beeinflusst von Vertretern der internationalen und österreichischen Moderne und geprägt durch weite Studienreisen hat Eichholzer in den wenigen Jahren seiner Tätigkeit eine Reihe beachtlicher Bauten, vor allem Einfamilienhäuser, errichtet. Entwürfe für funktionelle, gut verarbeitete Möbel waren ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit.

"Jahrzehntelanges Wegschauen haben sein architektonisches Werk, in dem er Einflüsse von Le Corbusier, Mies van der Rohes, Josef Franks und anderen aufnahm, nahezu zum Verschwinden gebracht", bedauert die Kunsthistorikerin Antje Senarclens de Grancy vom Institut für Architekturtheorie. Vieles in seinem Werk sei noch im Entstehen gewesen, als die politischen Entwicklungen seiner Tätigkeit und letztlich auch seinem Leben ein Ende machten, stellt die Autorin fest.

Brisanz des politischen Handelns. An der Technischen Universität (TU) erschien vor rund 20 Jahren die erste Publikation zu Eichholzer als Dissertation von Dietrich Ecker. Das Archiv des verstorbenen Wissenschafters wurde im Jahr 2003 von der TU Graz angekauft und war Ausgangspunkt der neuen Publikation, die durch Recherchen in öffentlichen und privaten Archiven und Sammlungen erweitert wurde. So zeigt der vorliegende Band sowohl aus zeitgeschichtlicher als auch architekturhistorischer Perspektive die Brisanz des politischen Handelns Eichholzers auf und stellt erstmals ausführlich sein architektonisches Werk dar.

Zur Person. Eichholzer studierte in Graz Architektur. Von Le Corbusier beeinflusst, in dessen Atelier er 1928/29 arbeitete, schuf er in Graz und der Obersteiermark in den 30er Jahren eine Reihe von Bauten im Sinne des "Internationalen Stils". Eichholzer engagierte sich bereits in seiner Studienzeit politisch. Der Sozialdemokrat kämpfte im Februar 1934 auf Seiten des Republikanischen Schutzbundes, wurde verhaftet und musste am 12. März fliehen. Von Paris aus folgte er im Herbst 1938 dem Ruf Clemens Holzmeisters nach Ankara, der mit Bauten für die türkische Regierung beauftragt war. 1940 kehrte er aus der Türkei zurück, um hier den kommunistischen Widerstand gegen die Nazis mitaufzubauen. Durch einen Spitzel verraten, wurde Eichholzer 1941 verhaftet, vor dem "Volksgerichtshof" angeklagt und zum Tode verurteilt. Am 7. Jänner 1943 wurde er in Wien hingerichtet.













Buchtipp

Antje Senarclens de Grancy, Heimo Halbrainer: "Totes Leben gibt es nicht. Herbert Eichholzer (1903-1943)", Herausgegeben von der TU Graz, Springer-Verlag Wien New York 2004, 230 Seiten, 25 Euro.




(Kleine Zeitung, 9.7.04)



Veröffentlicht: 9. Juli 2004

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