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"Das Leben ist keine Traumfabrik"

Elke Kahr: Kommentar zu den Öffnungszeiten im Handel (Grazer Stadtblatt)

Das Leben ist keine Traumfabrik

Es ist eine bittere Wahrheit: Teuerung, Tariferhöhungen und steigender Arbeitsdruck lassen manche Wahlversprechen wie Produkte aus der Traumfabrik erscheinen.
Auch der sogenannte Mittelstand hat nichts vom gestiegenen Reichtum der Gesellschaft.
Eine Berufsgruppe hat zum Jahreswechsel eine besondere Verschlechterung erfahren: Die Öffnungszeiten im Handel sind deutlich verlängert worden. Das trifft vor allem Frauen. An die Handelsangestellten und ihre Familien hat anscheinend niemand gedacht.
Geringe Entlohnung, unregelmäßige Arbeitszeiten, Teilzeitarbeit, ungenügende Kinderbetreuung und fehlende Anbindung an den Öffentlichen Verkehr gehören für die Frauen im Handel schon bisher zum Alltag.
Dass Einkaufen bis 21 Uhr flächendeckend zur Realität wird, steigert die Umsätze kaum, weil die Leute nicht mehr Geld zur Verfügung haben, die Belastung für die Frauen wird aber viel größer.
Eine Gesellschaft, die nur auf den Unternehmergewinn schaut und es als zweitrangig betrachtet, wie es den Beschäftigten geht, kann nicht sozial gerecht sein.
Im Fernsehen hat man vor Weihnachten regelmäßig darüber berichtet, wie das Geschäft für die Handelsketten läuft. Wie es den Handelsangestellten geht, welche Wünsche und Forderungen sie haben, das wäre aber mindestens so wichtig.

Meint
Elke Kahr

(Stadtblatt 1-08)

7. Januar 2008