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Ein Briefwechsel über Stromabschaltungen, Gysi und die Grazer KPÖ

Christian Weniger und Uli Taberhofer (Kleine Zeitung)

Ein Briefwechsel

Citymail an… Ulrike Taberhofer

Na, wem schreibt er denn da wieder? Also versuche ich mich kurz zu erklären.

Angewidert von unserem Parlament ergötze ich mich via Fernsehen an Debatten im Berliner Bundestag. Die „Linken“ mag ich nicht, wohl aber Fraktionschef Gregor Gysi. Sein scharfer Verstand, seine Rhetorik bescheren Erlebnisse. Jüngst forderte Gysi im Bundestag ein Verbot von Stromabschaltungen für Haushalte. Jetzt verlangen auch Sie als KPÖ-Mandatarin im Gemeinderat Derartiges.

Als ich davon las, berichtete der ORF gerade über den U-Ausschuss-Skandal. Hunderl Paula hockte vor dem Fernsehgerät, bellte, knurrte, fletschte die Zähne. Ich erzählte ihr von Gysi, dessen kleiner Schwester in Graz, von Politik für Menschen und nicht für Parteizentralen. Paula schlief sanft ein. Denn die andere Seite des Kommunismus verschwieg ich, das Tierchen hätte keine weitere politische Belastung vertragen.

christian.weniger@kleinezeitung.at (Stadtzeitung G 7, 23. 9. 2012)

Sehr geehrter Herr Christian Weniger!

Ich fühle mich geschmeichelt, wenn Sie mich als kleine Schwester von Gregor Gysi sehen und gute Ideen haben viele Väter und Mütter. Als KPÖ-Gemeinderätin greife ich sie gerne auf, um im Interesse der Menschen in unserer Stadt, denen es nicht so gut geht, eine Veränderung zu bewirken. Deshalb bin ich auch der festen Überzeugung, dass während einer Kältewelle bei Zahlungsrückständen in finanziell schlechter gestellten Haushalten Strom, Gas oder Fernwärme nicht abgestellt werden darf. Und dieser Überzeugung waren zum Glück auch alle übrigen GemeinderatskollegInnen. Wenn wir jetzt auch noch derselben Ansicht bezüglich der Bekämpfung der Ursachen von Armut in unserer Stadt wären, dann würden meine kommunistischen Ideale nach mehr Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft noch schneller umsetzbar sein. In diesem Sinne werde ich mich weiter bemühen, Politik für die Menschen in unserer Stadt und nicht für die Parteizentrale zu machen.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrike Taberhofer

(Kleine Zeitung, 25. 9. 2012)

25. September 2012