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Elke Kahr: "Wohnen darf nicht arm machen"

"Innovative Konzepte" im Interesse der Immobilienlobby sind abzulehnen

Elke Kahr: Eröffnungsansprache auf der Tagung zum sozialen Wohnbau. 29. Juni 2007

Wir betrachten in Graz das Thema Wohnen von verschiedenen Seiten und wir sind dabei nicht nur neutrale Betrachter. Das reicht vom Mieternotruf und der konkreten Hilfe für Menschen mit Wohnungsproblemen bis zur Verantwortung für die Gemeindewohnungen.
Wir haben dabei einiges erreicht, es ist uns auch gelungen, positive Reformen in Gang zu setzen.

Eine Partei wie die unsere muss sich aber immer wieder grundsätzlich mit den Problemen des sozialen Wohnbaus auseinandersetzen und dabei auf den Rat von Fachleuten bauen. Dem dient diese Tagung.

Die bestimmenden politischen Kräfte in der Stadt Graz vermissen an unserer Politik – wie sie sagen – „innovative Konzepte“. Wenn man aber nachbohrt, kommt man meistens darauf, dass die sogenannte Innovation, die gemeint wird, ein sehr altmodisches Konzept ist: Man will durch Privatisierung und Verkauf der Gemeindewohnungen auch diesen Bereich vollends Interessen der Banken, der Haus- und Grundbesitzer und der privaten Investoren unterwerfen.
Wir meinen aber, dass der soziale Wohnbau auch unter den heutigen Bedingungen ein wichtiges soziales Korrektiv zu den entfesselten Kräften des Marktes sein kann.

Für uns in Österreich ist dabei der soziale Wohnbau in der 1. Republik von größter Bedeutung. Hier wurde in Wien, aber auch in Graz nicht nur kommunaler Wohnraum geschaffen, sondern auch versucht, eine praktische Alternative zum damaligen Kurs in der Wohnungspolitik zu anzubieten.
Damals hat es viel weniger gesellschaftlichen Reichtum gegeben als heutzutage. Trotzdem hat man den Versuch gewagt.

Wir sind in Graz mit sehr schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert und wissen, dass ohne aktive Unterstützung von großen Teilen der Bevölkerung – sei es bei Wahlen, sei es in konkreten Aktionen – selbst die Verteidigung des kommunalen Wohnungswesens sehr schwierig sein wird. Deshalb ist es ja so wichtig, dass wir bei allen unseren Initiativen, auch bei der Volksbefragung gegen den Verkauf der Gemeindewohnungen gemeinsam mit sehr vielen Leuten vorgegangen sind. Unsere guten Ideen können nämlich nur dann verwirklicht werden, wenn wir in ständiger Verbindung mit den Menschen stehen.
Mit unserer heutigen Tagung wollen wir einige Denkanstöße für soziale und demokratische Alternativen liefern. Mit unserer Arbeit wollen wir dazu beitragen, dass positive Reformen auch verwirklicht werden.
Wohnen darf nicht arm machen. Das ist und bleibt unser Ziel.

1. August 2007