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Fahrgast fragt - Elke Kahr antwortet

KPÖ-Positionen zum Öffentlichen Verkehr

Vorausschicken möchte ich, dass die Grazer KPÖ derzeit nicht in der Position ist, die Verkehrspolitik in Graz entscheidend mitzubestimmen. Wir können Vorschläge machen und hoffen, dass diese von der Mehrheit umgesetzt werden.

1. Welchen Modal Split streben Sie für Graz an? Wie und bis wann soll dieser erreicht werden?

Als Fernziel strebe ich eine deutliche Mehrheit für ÖPNV, Fußgänger und Radfahrer an. Wenn man den motorisierten Individualverkehr (ausgenommen die Durchzugsstraßen) pro Jahr um 1 Prozent zurückdrängen könnte, wäre ich zufrieden.
In diesem Zusammenhang wäre es wichtig, die Intervalle der ÖPNV-Linien in Graz zu verdichten (auch in den Abendstunden) und den Fahrplan an die geänderten Arbeitszeiten beispielsweise im Handel anzupassen

2. Wie wollen Sie die Finanzierung des Öffentlichen Verkehrs in den nächsten Jahren gestalten?

Wir fordern seit vielen Jahren eine Nahverkehrsabgabe der Unternehmer und werden alles dafür unternehmen, dass diese Vorhaben auch verwirklicht werden.
3. Viele Projekte, die den Öffentlichen Verkehr bevorrangen, bringen Nachteile für den Individualverkehr. Wie stehen Sie zu diesem Interessenskonflikt?
Hier muss man sich jeden Fall genau anschauen. Mir ist bewusst, dass hochgespielte Konflikte meist von den Interessen der Autofahrerlobby gesteuert werden, Vorrang für den öffentlichen Verkehr bedeutet für mich aber nicht, das tägliche Leben großer Teile der Bevölkerung bewusst zu erschweren.

4. Wie könnte die S-Bahn-Steiermark auch für die Grazer Bevölkerung attraktiver gemacht werden?

Fernziel ist der Nulltarif. Aber auch billige Jahresnetzkarten wären erforderlich. Für mich ist es nicht zielführend, wenn eine Jahresnetzkarte für den Verkehrsverbund bereits an die 2.000 Euro kostet. Das ist mehr als der Preis einer Österreichcard der ÖBB.
In Graz treten wir dafür ein, mehr Schnittstellen zwischen S-Bahn und Graz Linien zu schaffen: Nahverkehrsknoten Gösting und Webling.

5. Die vieldiskutierte ÖV-Trasse beim Hirtenkloster ist eine Vorleistung für eine Straßenbahn nach Gösting. Wie stehen Sie zu dieser Trasse und zur Nord-West-Straßenbahnlinie?

Hier müsste man weiter ausholen. Mit der Vorgangsweise – vor allem der Wohnungsgenossenschaften in diesem Bereich ist das Vertrauen der anrainenden Bevölkerung in die Lösungskompetenzen von Politik und Verwaltung auf dem Nullpunkt. Wir sind dagegen, eine Buslinie durch diese Siedlung zu führen. Die KPÖ hat (im Fall der Sechserverlängerung) bewiesen, dass wir für den Ausbau der Straßenbahn in Graz sind, und meinen, dass die Straßenbahntrasse, die ja durch die Bürgerinitiative nicht abgelehnt wird, freigehalten werden soll.

6. Die Planungen und Diskussionen zur Verlängerung der Straßenbahnlinie
zogen sich über 25 Jahre. Wie wollen Sie erreichen, dass Planung und Bau neuer Straßenbahnlinien, wie in den Südwesten, zügig vorangehen?

Das hängt nicht von uns ab. Wir haben alle Beschlüsse im Gemeinderat mitgetragen, sind aber leider nicht in der Position, hier wirklich entscheidend eingreifen zu können.

7. Welche Initiativen wollen Sie setzen, um die Tariflandschaft im Öffentlichen Verkehr attraktiver zu gestalten? Wo sehen Sie derzeit die Schwächen im steirischen Tarifsystem?

Wir fordern langfristig den Nulltarif und treten für Neuverhandlung des Vertrages ein. Die größte Schwache ist die automatische Tariferhöhung, jeweils im Juli, die deutlich über der Inflationsrate und noch deutlicher über den Lohn-, Gehalts- und Pensionserhöhungen liegt.

Abschließend möchte ich festhalten, dass ich keine Verkehrsexpertin bin und in Fragen der Gestaltung des ÖPNV volles Vertrauen in Fahrgast habe. Weil ich aber das Leben nicht ausschließlich aus der Sicht des Verkehrs betrachte, erlaube ich mir darauf hinzuweisen, dass die Bedürfnisse der Menschen vielfältig sind und sich nicht immer mit Ideallösungen für den Verkehr decken.

Elke Kahr

Antworten auf Fragen des Vereins Fahrgast Steiermark

16. November 2012