Kulturbetrieb: Fair Pay von ÖVP auf die lange Bank geschoben
Unterbezahlung und Selbstausbeutung sind im Kulturbetrieb leider Gang und Gäbe – ein Missstand, dem die Grazer Stadtregierung aus KPÖ, Grünen und SPÖ von Beginn an den Kampf angesagt hat. „Bereits in ihrem Koalitionsprogramm 2021 haben die drei Parteien Fair Pay festgeschrieben“, betont KPÖ-Gemeinderätin Sahar Mohsenzada.
„Trotz angespannter Finanzlage waren die Mittel dafür im Grazer Stadtbudget schon für 2023 reserviert und sind es auch heuer“, erklärt Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ). Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) wurde mit der Erarbeitung eines Modells beauftragt, der es im Gleichschritt mit dem Kulturlandesrat und Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) vorlegen wollte. Nach einer umfassenden Befragung von Beschäftigten und Selbstständigen im Kulturbetrieb zogen nun Monate ins Land. Erhebungen zeigen, dass sie 18 Prozent zu wenig verdienen. Dazu kommt die prekäre Lage zahlreicher steirischer Kulturinitiativen, die durch die Teuerung ums Überleben kämpfen.
KPÖ: Stadt soll selbstständig handeln
Die freie Szene schlägt nun Alarm. Sie fühlt sich vertröstet. „Das Zurückrudern des Landes Steiermark ist ernüchternd und ein Schlag ins Gesicht der Kulturakteuerinnen und -akteure“, kritisiert KPÖ-Kultursprecherin Mohsenzada.
„Die Stadt Graz hat sich nicht nur zu Fair Pay bekannt, sondern auch Gelder reserviert. Wenn das Land Steiermark trotz umfassender Erhebungen nicht in der Lage ist, ein taugliches Modell vorzulegen, sollte die Stadt eigenständig tätig werden. Auch wenn das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, weitere Untätigkeit wäre das Schlimmste“, so die Kommunistin.
Mohsenzada machte deshalb im Gemeinderat Druck. Riegler lehnte es jedoch ab, eine eigenständige Umsetzung des Fair-Pay-Prozesses in Angriff zu nehmen. Auch weitere Gespräche mit seinem Parteifreund Drexler seien nicht nötig. Er vertraue weiterhin auf eine baldige Umsetzung durch das Land Steiermark, so Riegler.
Veröffentlicht: 26. April 2024