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Gedenken beim Kreuz an der Ries

..für ermordete Deserteure -Bezirksrat lädt ein

Es war der 4. April 1945, in den letzten Tagen des NS-Regimes, als sieben junge Männer auf der Grazer Ries hingerichtet wurden. Sie waren trotz der aussichtslosen militärischen Lage in den letzten Kriegstagen noch durch die Oststeiermark in Richtung Ostfront geschickt worden - ein Befehl, durch den Tausende junge Männer den Tod fanden. Als sich die sieben beim Marsch über die Riesstraße in einem Waldstück verstecken wollten, wurden sie erschossen und am Straßenrand zur Abschreckung für nachfolgende Einheiten liegen gelassen.
An ihren sinnlosen Tod erinnert jährlich eine Gedenkfeier, zu der der Bezirksrat Ries einlädt. Diese findet heuer am 4. April 2013 um 19 Uhr beim Denkmal (kurz nach der Riesstraße Nr. 79) statt.
Stadträtin Elke Kahr ruft zur Teilnahme an dieser Veranstaltung auf.
Sieben junge Wehrmachtssoldaten, die Anfang April 1945 desertiert sind, wurden am 4.April erschossen, nachdem sie zuvor vom Standgericht, das in der nahegelegenen Reiterkaserne tagte, zum Tode verurteilt worden waren. Ihre Leichen wurden zur „Warnung“ für die vorbeiziehenden Wehrmachtssoldaten, die noch an die Front in der Oststeiermark geschickt wurden, auf der Ries aufgehängt.

Die Namen der jungen Männer blieben unbekannt : Im Sterberegister von St. Leonhard, zu der auch die Reiterkaserne gehört, sind die sieben Ermordeten nicht verzeichnet. Todesnachrichten gingen immer an die Heimatgemeinden. Das machte sie für die Historiker unauffindbar.

Das Deserteuredenkmal auf der Ries

Das Denkmal auf der Ries ist vermutlich das älteste Denkmal, das Deserteuren gewidmet ist.

Im April 1954 haben Mitglieder der KPÖ-nahen Freien Österreichischen Jugend, die seinerzeit die Leichen der Deserteure gesehen haben, ein erstes schlichtes Holzkreuz zur Erinnerung an diese jungen Soldaten errichtet, das aber bald wieder verschwand. Als im „Gedenkjahr 1988“ erstmals ausführlicher über die Ereignisse während der NS-Zeit in Graz diskutiert wurde, erinnerte sich auch ein Zeitzeuge an das verschwundene Gedenkkreuz für die Deserteure auf der Ries. Die Stadt Graz errichtete mit Unterstützung von Pfarrer Fink von der Pfarre St. Leonhard ein neues Kreuz und brachte eine Gedenktafel an.

1995 wurde zum ersten Mal eine Gedenkveranstaltung organisiert . Seit neun Jahren wird es jährlich am 4. April nach dem Datum auf der Inschrift: „Hier wurden am 4. April 1945 7 junge Soldaten wegen Widerstands hingerichtet“ am Ort des Denkmals durchgeführt, seit drei Jahren – einstimmig beschlossen – als Veranstaltung des Bezirksrats Ries.

Die Stadt Graz schickt seit einigen Jahren einen Gedenkkranz.

Bei den Gedenken an die ermordeten Deserteure wurden immer auch zeitgeschichtliche Ereignisse und solche , die im Kontext standen, miteinbezogen, wie z.B. die Erinnerung an die Todesmärsche ungarischer Jüdinnen und Juden, die zu tausenden in diesen Tagen von Graz weg nach Mauthausen getrieben wurden und bei denen es immer wieder zu Massakern an den Marschierenden kam.

2009 wurde vom Bezirksrat Ries eine Veranstaltung mit dem Titel „Den Mut haben, davonzulaufen…“ mit dem Historiker Dr. Heimo Halbrainer durchgeführt , in welcher auf den unglaublichen Umstand hingewiesen wurde, dass den Wehrmachtsdeserteuren erst vor Kurzem und nach langem rechtlichem Kampf die vollständige rechtliche Rehabilitation von Seiten der Republik Österreich gewährt wurde.

Veröffentlicht: 4. April 2013

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