Gemeindewohnungen müssen bei der Stadt bleiben!
Reformen statt Geldbeschaffung für das Budget
Um es der städtischen Wohnhausverwaltung zu ermöglichen, noch
rascher und effizienter zu arbeiten, schlug der Grazer
Wohnungsstadtrat Ernest Kaltenegger am Montag die Schaffung eines
Eigenbetriebes nach dem Vorbild von „Wiener Wohnen“
vor.
Diese Strukturänderung eignet sich zudem ausgezeichnet als
„Pilot“ am Verwaltungsreformprojekt
„Prozessoptimierung“, da wesentliche Vereinfachungen im
Verwaltungsablauf erzielt werden. „Es ist beispielsweise
nicht wirklich notwendig, dass Kündigungen und Mietverträge vom
Stadtsenat als Kollegialorgan bzw. vom Bürgermeister unterschrieben
werden müssen. Außerdem können durch die Möglichkeit, nach
entsprechender Ausschreibung durch die Finanz- und
Vermögensdirektion bis zu bestimmten Wertgrenzen Darlehen
aufzunehmen, notwendige Reparaturen im Interesse der Mieterinnen
und Mieter rascher als bisher durchgeführt werden.“ so
Kaltenegger.
Eine im Vorjahr von der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführte
Kundenzufriedenheits-analyse brachte ein ausgezeichnetes Ergebnis
für die städtische Wohnhausverwaltung; insbesondere den Vergleich
mit Genossenschaften konnte man klar für sich entscheiden. Eine
trotzdem vor dem Hintergrund einer Rechtfertigung für den geplanten
Verkauf der Gemeindewohnungen von Stadtrat Riedler in Auftrag
gegebene „Studie“ betreffend die Wohnhausverwaltung
brachte kaum brauchbare Ergebnisse mit Ausnahme der Forderung von
noch effizienteren Handlungsabläufen.
„Dieser Forderung wird mit der Schaffung eines
Eigenbetriebes nun voll entsprochen“, so Stadtrat
Kaltenegger: „Sollten ÖVP und SPÖ nun dennoch weiterhin einem
Verkauf der Gemeindewohnungen bzw. einer Ausgliederung der
Wohnhausverwaltung beispielsweise an die schwer verschuldete Grazer
Bau- und Grünlandsicherungs GmbH das Wort reden, geben sie zu, dass
es ihnen nie um eine Verbesserung der Wohnhausverwaltung zugunsten,
sondern ausschließlich um Geldbeschaffung zu Lasten unserer
Mieterinnen und Mieter ging.“ Vor der Landtagswahl am 2.
Oktober traut man sich offenbar nicht, aber danach sollen die
Grazer Gemeindewohnungen sofort zu Geld gemacht und die städtische
Wohnhausverwaltung an die Grazer Bau- und Grünlandsicherungs GmbH
(GBG) ausgegliedert werden. Das wurde nach vertraulichen
Informationen in einer Gesprächsrunde zwischen ÖVP und SPÖ bereits
beschlossen. Diese fragwürdige Transaktion soll offensichtlich der
verzweifelten wie kurzsichtigen Geldbeschaffung für das kommende
Budget dienen obwohl der Bundesrechnungshof Transaktionen dieser
Art bereits heftig kritisierte und feststellte, dass es dadurch
sogar zu noch größeren (!) Finanzproblemen für die Stadt Graz
käme.
Wie Stadtrat Ernest Kaltenegger bereits wiederholt erklärte, würde
eine Ausgliederung der Gemeindewohnungen an die GBG oder an eine
noch zu gründende Gesellschaft darüber hinaus mittelfristig
Nachteile für die Mieterinnen und Mieter nachziehen, da mit den
derzeitigen Mieten der von der GBG aufzunehmende Kredit niemals
finanziert werden könnte und – wie das Beispiel Innsbruck
zeigte – es rasch zu Mieterhöhungen kommen würde.
Veröffentlicht: 4. Juli 2005