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Grazer Parks für die "Bedürfnislosen"

Kleine Zeitung berichtet über WC-Initiative von Inge Arzon (KPÖ)

Dem überbordenden Sparzwang der Stadt fallen immer mehr WC-Anlagen in den Grazer Parks zum Opfer. Beschwerden über den Abbau der Toiletten häufen sich. Die KPÖ ruft Kreativwirtschaft um Hilfe.

Menschen tummeln sich jetzt zu Tausenden in Grazer Parks. Doch dort sollte man besser keine Bedürfnisse haben. Es gibt nämlich meist keine WC-Anlagen (mehr). So wie im Oeverseepark, wo derzeit ein gut besuchtes WIKI-Projekt für Kinder und Jugendliche stattfindet. Doch, was fehlt, sind Toiletten. Auch viele alte Menschen vom nahen Geriatriezentrum sind vom fehlenden Örtchen im Park betroffen.

Ingeborg Arzon, Bezirksvorsteher-Stellvertreterin von der KPÖ, beklagt den Zustand schon seit 2003, seit man die bestehenden WC-Anlagen wieder abgebaut hat. "Es ist unzumutbar und verantwortungslos, dass man da einen Haufen Kinder hat und kein Klo", ärgert sich Arzon.

WCs in ausgewählten Parks
Die Einladung, in die Büsche zu machen, könne es ja auch nicht sein, seien die Kinder doch dort den Blicken von Schaulustigen oder gar Spannern ausgesetzt. Die Vertreter von Kinderorganisationen hätten sich zuletzt damit behelfen müssen, dass man die Kinder hinter Tüchern ihr Geschäft verrichten ließ, weiß Arzon.

WIKI hat man seitens der Stadt wenigstens eine mobile Lösung für die Projektdauer bis Ferienende zugesagt. "Die Stadt sagt, das ist bereits in Auftrag gegeben, doch bis jetzt gibt es noch kein WC. Wir warten darauf", sagt WIKI-Projektleiter Roland Aldrian. Dabei hätten neben WIKI längst auch viele andere Kinderorganisationen die Errichtung von Toilettenanlagen gefordert.

Doch die Sache ist viel unappetitlicher: Mittlerweile gibt es lediglich in ausgewählten Grazer Parks wie Stadtpark, Volks- und Augarten sowie Hasnerplatz öffentliche WC-Anlagen. In den restlichen Grazer Parks habe die Stadt in den letzten Jahren die öffentlichen WCs "still und heimlich entfernt", weiß Arzon. So auch im Rösselmühlpark, in der Zanklstraße, am Grünanger im Gemeindepark Eggenberg - oder man hat versprochene Anlagen erst gar nicht errichtet (siehe Infobox). Dabei biete eine private Firma mobile WC-Anlagen bereits um 90 Euro pro Monat an.

Sparen muss man merken
Karlheinz Fritsch von der zuständigen Liegenschaftsabteilung begründet den Abbau mit den "brutalen Kosten und den auch für die Stadt wirtschaftlich schwierigen Zeiten". Fritsch: "Das Sparen darf man merken. Und da muss man halt das Wichtige vom Unwichtigen trennen. Diese Bedürfnisse zählen da sicher nicht zum Wichtigen." Zu den hohen Kosten habe auch eine Zunahme von Vandalenakten geführt. Die Kosten für den Betrieb der derzeit 40 öffentlichen WCs seien hoch genug, meint Fritsch.

Ingeborg Arzon und die KPÖ wollen jetzt die Bewerbung der Stadt Graz um den Unesco-Titel einer "City of Design" nutzen. Designer sollen die kreative Gestaltung öffentlicher Toilettenanlagen übernehmen, um diese in öffentlichen Parks zu installieren. "Schön gestaltete WC-Anlagen können durchaus zu einem positiven Erscheinungsbild einer Stadt beitragen", meint Arzon. Einen entsprechenden Projektvorschlag habe man bereits "City of Design"-Chef Eberhard Schrempf unterbreitet.

Bedarf ist groß
Nicht nur in den öffentlichen Parks sind Toiletten Mangelware. Auch auf städtischen Spiel- und Sportplätzen werden Kinder und Jugendliche mit diesen Bedürfnissen meist allein gelassen. "Die Spielplätze machen uns da große Sorgen", bestätigt Martin Nigitz von der Abteilung Grünraum der Wirtschaftsbetriebe. Gemeinsam mit Einrichtungen wie dem Kinderparlament erarbeite man derzeit einen Masterplan. Der Bedarf sei groß.

(Kleine Zeitung, Region Graz, 3.8. 2010)

Veröffentlicht: 3. August 2010

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