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Herbert Eichholzer Preis für Architekten

Auszeichnung der Stadt Graz trägt Namen des Widerstandskämpfers

Der Architektenförderungspreis der Stadt Graz trägt den Namen des bedeutenden Architekten, Widerstandskämpfers und Kommunisten Herbert Eichholzer, der von den Nazis ermordet wurde.

Am Freitag beschloss der Grazer Stadtsenat die Vergabe an die PreisträgerInnen des Jahres 2005.
Für die Architektenförderungspreise der Stadt Graz (Herbert Eichholzer Förderungspreise) wurden für 2005 folgende Personen von einer internationalen Jury vorgeschlagen: Theresia Kalteis (Gruppe „Ort“), Georg Dornhofer (Gruppe „Mobil“), Tobias Weiss und Gernot Reisenhofer sowie Mario Lerner, Elisabeth Koller und Alexander Eberl. Die Zuerkennung in der Gesamthöhe von 6.600 Euro wurde vom Stadtsenat einstimmig beschlossen.

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Der am 31.1.1903 in Graz geborene Herbert Eichholzer hatte in den 20er
Jahren an der Technische Hochschule Graz bei Julius Schulte und Friedrich
Zotter Hochbau studiert. Wie für eine ganze Generation von jungen
Architekten der Avantgarde war auch für Eichholzer die Auseinandersetzung
mit dem Werk Le Corbusiers und vor allen seine Tätigkeit bei ihm als
Volontär 1928/29 in Paris von bleibendem Einfluss.
Herbert Eichholzer, der seit 1926 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei
und des Republikanischen Schutzbundes war, im Februar 1934 auf Seiten des
Republikanischen Schutzbundes kämpfte und danach sich der KPÖ anschloss,
hatte sich neben seiner Tätigkeit im Herausgeberkollektiv des Plan, in den
letzten Monaten vor dem "Anschluß" Österreichs an Deutschland vor allem
innerhalb der Sozialen Arbeitsgemeinschaft gegen die drohende Annexion
engagiert. Die Folge war, dass er unmittelbar nach dem Einmarsch deutscher
Truppen mit Axl Leskoschek in die Emigration ging; zuerst nach Paris, wo er
einerseits als Siedlungsplaner und anderseits politisch innerhalb der
"Vereinigung österreichischer Emigranten" tätig wurde. Im November 1938
leistete Eichholzer einem Ruf nach Ankara ins Atelier Clemens Holzmeisters
Folge und wirkte dort fortan beim Bau des Regierungsviertels in Ankara.
In der Türkei wurde Eichholzer zur Anlaufstelle der Funktionäre der
illegalen Auslandsorganisation der KPÖ. Die österreichische Architektin
Margarete Schütte-Lihotzky berichtet, dass sich unmittelbar nach Eichholzers
Ankunft eine Gruppe von österreichischen KommunistInnen zusammenfand, die im
Frühjahr 1940 daran ging, einzeln nach Österreich zurückzukehren. Der erste,
der fuhr, war Herbert Eichholzer. Nach seiner Ankunft in Graz nahm
Eichholzer Kontakt zu der kommunistischen Gruppe um den Regisseur Karl Drews
auf. Gemeinsam errichteten sie ein Widerstandsnetz, das die West- und
Obersteiermark und bis nach Wien reichte. Unter anderem produzierten sie
eine Flugschrift, die über die Euthanasie in Steinhof und am Feldhof/Graz
berichtete.. Anfang Februar 1941 wurde Herbert Eichholzer von den Nazis
festgenommen. Über eineinhalb Jahre später und nachdem aus der von ihm
mitaufgebauten steirischen Widerstandsgruppe über 20 Mitglieder zum Tode und
weitere 200 zu langen Freiheitsstrafen verurteilt worden waren, fällte der
Volksgerichtshof Wien auch über ihn im September 1942 das Todesurteil, das
am 7. 1. 1943 vollstreckt wurde.

Veröffentlicht: 28. November 2005

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