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Ist Grazer Traditionsverein noch zu retten?

Nach einer Zwangsumsiedlung gehen beim Grazer Fußballklub mit Ende Juni die Lichter aus.

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Mit dem Ende des Körnerplatzes wurde auch das Ende der GSV Wacker eingeleitet. Hier die Tramway Funatix beim letzten Aufeinandertreffen des GSV Wacker gegen den GSC am Körnerplatz. (c) Tramway Funatix Tramnway Funatix

„Ba uns hot jeda a Leiberl“, so der Slogan der Grazer Sportvereinigung Wacker. Das dürfte leider mit 30. Juni Geschichte sein. Einem traditionsreichen Grazer Fußballverein droht nun das endgültige Aus.

Wie ist es aber dazu gekommen, dass dieser Traditionsverein zusperren muss? Durch den Bau der Ballsporthalle in der Hüttenbrennergasse hat die GSV Wacker mit dem Körnerplatz ihren Heimatort verloren. Der Verein war in der Schönausiedlung tief verwurzelt. Der sozial und integrativ höchst wertvolle Beitrag, den die Wacker geleistet hat, war unbezahlbar für das Viertel.

Bis zu 100 Jugendliche und Kinder aus der direkten Umgebung fanden im Verein ein herzliches Zuhause. Auch Kickergrößen wie Sturm-Bomber Mario Haas und Valentino Lazaro, Hertha BSC-Kicker mit GAK-Vergangenheit, spielten für die Wacker.

Lange stellte man dem Verein von Seiten der Stadt Graz eine neue Bleibe auf dem Gelände der Kirchnerkaserne in Ausblick. Die Hoffnung zerschlug sich dann endgültig mit der Gemeinderatssitzung am 19. Oktober 2017, als Stadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) kundtat, die Zukunft der Wacker am Postplatz zu sehen (siehe Wortprotokoll unten). Damit hat das traurige Schicksal seinen Lauf genommen. „Unsere Warnungen blieben ungehört: Die Wacker braucht die Schönausiedlung. Die Schönausiedlung braucht die Wacker“, so KPÖ-Gemeinderat Horst Alic.

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Ist das die letzte Kampfmannschaft der GSV Wacker?

Die Kinder blieben mit der Umsiedelung aus. Kein Wunder liegt doch der Postplatz mehr als 3,5 Kilometer mit dem Fahrrad von der alten Heimatstätte entfernt. Ein Teil der Kinder wurde zwar von Grazer Sportklub aufgenommen – doch nicht alle, da auch die Kapazitäten des GSC äußerst begrenzt sind.

Auch die von Stadtrat Hohensinner angesprochene „Chance“ des Vereins, fußballbegeisterte Kinder und Jugendliche in dem naheliegenden Brauquartier zu finden, stellte sich als illusorisch heraus. Kein Wunder, denn in dem Siedlungskoloss in Puntigam, der hauptsächlich aus Wohnungen für Anleger, Singles und Pärchen besteht, finden sich kaum Kinder.

„Wir werden in einem Dringlichen Antrag einfordern, dass sich das Sportamt ein Konzept überlegt, wie die Wacker überleben kann. Eines ist klar: Am Postplatz hat der Traditionsverein keine Zukunft. Deswegen setzen wir uns für eine Rückkehr des Vereins in die Nähe der Schönausiedlung ein. Auf der Kirchnerkaserne würde es die Möglichkeit geben“, so Alic.

Bisher haben sich Sportstadtrat Hohensinner und Sportamtsleiter Thomas Rajakovics dagegen ausgesprochen. Letzterer will laut Kleiner Zeitung die Schuld für den Untergang der Wacker den fehlenden Funktionären in die Schuhe schieben. „Das ist zynisch. Die Funktionäre haben mit einer Herzlichkeit und einer Leidenschaft den Verein am Laufen gehalten, die beispielhaft war“, meint Alic.

4. Juni 2019