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„Katastrophe Murkraftwerk“ oder vom Un/Sinn des Geldes

Eine Stellungnahme der KPÖ-Bezirksrätinnen Gries zur geplanten Mur-Staustufe

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Foto: © Pia Schmikl

Die von der Energie Steiermark AG (EStAG) geplante Mur-Staustufe in Puntigam soll noch heuer in Angriff genommen werden. Am 25. Feber wurde im Grazer Gemeinderat von ÖVP, SPÖ und FPÖ der letzte Baustein zur Errichtung eines Murkraftwerks mitten in Graz gelegt: Dabei handelt es sich um den „Zentralen Speicherkanal“, der bei einem Kraftwerksbau notwendig ist, damit der Kanal in Graz sprichwörtlich nicht „übergeht“. 64 Millionen Euro (!) soll der Speicherkanal die SteuerzahlerInnen kosten.

Eine aktuelle Studie des WWF zieht die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks in schwere Zweifel – doch das scheint die Politik nicht zu kümmern: Noch in 50 Jahren (!) könnte sich das EStAG-Projekt mit einem Minus von mehr als 44 Millionen Euro zu Buche schlagen. Außerdem wäre die Leistung der Staustufe mit 0,8 % des steirischen Stromverbrauchs so gering, dass Atomstrom-Importe nicht ersetzt werden könnten. Nachdem sogar der Verbund-Konzern sein endgültiges Aus zur Beteiligung am Murkraftwerk bekannt gegeben hat, könnten die Kosten für die Stadt Graz ins Unermessliche steigen.

Die Errichtung des Murkraftwerks würde auch die Rodung von 8.000 (!) Bäumen an der Murböschung zur Folge haben. Ein Verlust der „Frischluftschneise Mur“ würde die Luftqualität der Feinstaub-Hochburg Graz weiter verschlechtern. Wo jetzt Jogger, Spaziergänger und spielende Kinder die Promenaden nützen, würde bald eine riesengroße kilometerlange Baustelle klaffen, und die letzte freie Fließstrecke der Mur, derzeit noch ein rauschender Fluss, würde zur stehenden Bracke verkommen. Der unterirdische Speicherkanal würde wohl auch ein Nachpflanzen der Bäume unmöglich machen – eine trostlose „Erdwüste“ entlang des Flusses wäre die Folge. Etliche Tier- und Pflanzenarten wären gefährdet und vom Aussterben bedroht.

Graz wächst, und die Frage des leistbaren Wohnraums stellt sich mehr denn je. Um Wohnraum zu schaffen expandiert die Stadt in ihre Außenbezirke. Im Stadtinneren wird so intensiv wie noch nie mit Wohnbauten nachverdichtet. Mit der Errichtung des „Zentralen Speicherkanals“ soll im Bereich der Grazer Seifenfabrik ein völlig neues Wohngebiet entstehen. Verkauft wird dieses Projekt unter dem wohlklingenden Namen „Wohnen am Fluss“ – doch „Wohnen am Fluss“ bedeutet in Wahrheit die Vernichtung des Ökosystems zur Erschaffung teurer Mietwohnungen. Profitieren würden von diesem Deal nicht die GrazerInnen, sondern ausschließlich private Wohnbauträger!

Die KPÖ-Fraktion im Bezirksrat Gries ist angesichts dieser Tatsachen entschieden gegen den Bau der Mur-Staustufe. Für uns stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses höchst umstrittenen Kraftwerks. Welchen „Sinn“ kann es haben, dass Millionen an Steuergeld verpulvert werden? Welchen „Sinn“ kann es haben, dass saubere Luft und stark bedrohte Tier- und Pflanzenarten aufs Spiel gesetzt werden? Welchen „Sinn“ kann es haben, dass wertvoller Natur- und Naherholungsraum vernichtet wird?
Es muss der „Un/Sinn“ des Geldes sein.

 

Information unter: http//www.rettetdiemur.at/

 

Veröffentlicht: 9. April 2016

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