Lutz Holzinger: Nachruf
Wir trauern um den kommunistischen Journalisten Lutz Holzinger, der uns am 12. BEruar 2014 für immer verlassen hat.
Zwei Tage vor seinem 70. Geburtstag ist Lutz in der Nacht auf den 12 Februar 2014 verstorben. Wir wußten seit Mitte vorigen Jahres über seine Erkrankung, die er selbst noch in seinem letzten Artikel in der Volksstimme zum Thema gemacht hatte, aber die Nachricht kam trotzdem völlig unerwartet.
Lutz Holzinger war der Prototyp des kommunistischen Journalisten im besten Sinn; auf der Höhe der Zeit, belesen, vielseitig, bedächtig in seinem Urteil. Er gehörte 40 Jahre der KPÖ an, blieb aber als Journalist stets seiner Unabhängigkeit treu. Lutz arbeitete in vielen Medien in und im Umfeld der Partei mit und war stets hilfsbereit wenn noch irgendwo ein Text fehlte. Sein Aktionsradius reichte aber weit darüber hinaus. Es gibt Beiträge von ihm in Gewerkschaftszeitungen und vielen anderen fortschrittlichen Medien, wie zum Beispiel im Uhudla. Legendär wurde seine gemeinsam mit Clemens Staudinger verfaßte Serie im Augustin über den Raiffeisenkonzern, die voriges Jahr auch als Buch erschien.
Lutz wurde 1944 in Wels geboren, studierte Literaturwissenschaft in Wien und schloß als Doktor Phil ab. Über den ORF und das Neue Forum kam er zur Volksstimme, der er seit 1975 als Redakteur angehörte. Er leitete mehrere Ressorts und avancierte zum stellvertretenden Chefredakteur. Als er 1990 Chefredakteur wurde, mußte er die Tageszeitung auf eine Wochenzeitung umstellen, die dann zwei Jahre unter dem Titel Salto firmierte. Mehrere Jahre bis zu seiner Pensionierung arbeitete Lutz anschließend bei der der Zeitschrift Auto und Wirtschaft.
1973 erschien Lutz erstes Buch „Der produzierte Mangel – Warenästhetik und kapitalistisches Krisenmangment“.
1994 veröffentlichte er sein „Weißbuch Schwarzgeld“ in dem er vor dem Hintergrund diverser „Sozialschmarotzer“-Kampagnen des Boulevards die Praktiken der Finanzjongleure aufarbeitete.
2010 kam das Buch „Das Gespenst der Armut“ heraus, in dem er mit der antisozialen Logik der neoliberalen Wirtschaftspolitik und deren Armutsverwaltung abrechnete.
Als Literaturwissenschafter und Kommunist betreute Lutz Holzinger die 1976 in der DDR erschienene Antologie über Jura Soyfer, die er mit einem umfangreichen Beitrag ausstattete. In dieser Antologie wurde erstmals der Roman „So starb eine Partei“ abgedruckt. So war Lutz an der in diesen Jahren beginnenden Jura Soyfer Renaissance wesentlich beteiligt.
Lutz war Gründungsmitglied des Arbeitskreises österreichischer Literaturproduzenten, aus dem so bekannte Autoren*innen wie Elfriede Jelinek, Michael Scharang und PeterTurrini hervorgingen. Lutz gehörte auch der Grazer Autor*innenversammlung an und schrieb ein Buch über Adalbert Stifter und sein Werk.
Der Sportler Lutz Holzinger war begeisterter Handballer und die Fußballmannschaft der Volksstimme-Redaktion hatte mit ihm eine wesentliche Stütze. Lutz war ein vorsorglicher, stets hilfsbereiter und uneigenütziger Kollege und Genosse, der sich auch, wenn er es für notwendig hielt, mit den „Oberen“ anlegte. Lutz war ein Vorbild für mehrere Generationen fortschrittlicher und kommunistischer Journalisten.
In den letzten Jahren gehörte Lutz wieder der Redaktion der Volksstimme an, die seit 2004 als Monatsmagazin erscheint, er wirkte beim linken Bildungsnetzwerk Transform und seiner Zeitschrift mit und war Vorstandsmitglied der Alfred Klahrgesellschaft.
Wir verlieren mit Lutz eine Freund. Erst mit einigem Abstand werden wir ermessen können, was die kommunistische Bewegung und darüber hinaus viele fortschrittliche Kräfte in Österreich mit dem Ableben von Lutz Holzinger verlieren.
In diesem Augenblick gilt unsere Anteilnahme und Zuneigung seiner Frau Elisabeth, seinen Kindern und der ganzen Familie.
Veröffentlicht: 18. Februar 2014