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Mikro-Demo gegen Gehrer

Ministerin wurde in Graz mit Kritik an Hochschulmisere konfrontiert

Mikro "Demo" gegen Gehrer
30.09.2005 - 12:29 – von Philipp Funovits

Heute warf die ÖVP das letzte Aufgebot in die Schlacht. Mehrere Regierungsmitglieder sind heute für die "Landesmutti" ausgerückt um den Menschen zu erklären, dass Estag- Herberstein- und Spielbergskandal nur ein böser Traum waren, und alles gut wird, wenn man Waltraud wählt. In meiner ÖH Zeit hat Gehrer immer nur den bewährten Sektionschef Höllinger in die Provinz entsandt. Ihr Auftritt in Graz war seit langem die beste Gelegenheit sie mit den Auswirkungen der verheerenden ÖVP Bildungspolitik zu konfrontieren.

Vier KollegInnen und ich haben uns ein paar Schilder gebastelt, die die traurige Faktenlage im österreichischen Bildungssystem zeigten, und die Forderung nach Gehrers Rücktritt enthielt. Uns war bekannt, dass sie ihre Tour durch die Stadt am sogenannten "K6" der steirischen ÖVP Zentrale beginnen würde, und warteten ihr Erscheinen dort ab.

Wir verfolgten sie dann mit unseren Plakaten. Nach etwa 200 Metern stellte sich Gehrer der Diskussion mit uns, und wir erörterten die Zugangsbeschränkungen, die miserable Budgetsituation der Universitäten, das peinliche Zeugnis das die OECD Österreich ausstellt, das löchrige Stipendienwesen, die hohe AnalphabetInnenquote.

Gehrers Tross war sichtlich geschockt, dass es jemand wagen kann der Chefin zu widersprechen. Widerworte gegen ein hohes Tier in der VP Hierarchie generell, waren in ihren Augen sichtlich ein Sakrileg.

Gehrer gab nach etwa einer Viertelstunde die Diskussion mit uns auf, und widmete sich weiter ihrem Wahlkampfauftritt. Sie bot mir am Ende einen Klasnic Kuli an, den ich gerne entgegen nahm. Sogar Geschäftsleute in den Einkaufsstraßen in der Innenstadt kamen vor ihre Läden und feuerten uns an: "Geschieht der recht, tuts nur weiter!" Wir hielten uns dann gemeinsam mit ihr länger am ÖVP Stand in der Herrengasse auf. ÖVP Mitarbeiter zerrten an unserer Kleidung und forderten uns barsch auf uns zu "schleichen", was wir höflich ablehnten.

Wir besuchten danach eine lokale Tschibo Filiale, in der sie eine Frau länger aufhielt, deren Tochter kein Stipendium beziehen kann, und sonst noch allerlei Schwierigkeiten zu gewärtigen hat. Gehrer hörte sich alle Klagen geduldig an.
Mittlerweile hatten die Mitarbeiter ihres Gefolges begonnen hektisch zu telephonieren. Ihre Bemühungen resultierten darin, dass ein Polizist auftauchte der uns mit einer Anzeige drohte, uns fotographierte, und aufforderte die Verfolgung Gehrers aufzugeben, weil "nicht in Ordnung ist, was wir machen".

Gehrer beendete bald darauf (jedenfalls für den Vormittag) ihren Wahlkampfauftritt, und wir gingen zufrieden nach Hause.

Veröffentlicht: 30. September 2005

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