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"Musterland": Die Kritik der KP

Stellungnahme von Gemeinderätin Ingeborg Bergmann

Änderung des Stadtentwicklungskonzeptes und des Flächenwidmungsplan ermöglicht den Bau von „Musterland“ im Grüngürtel von Graz.

Bei der Gemeinderatsitzung am 10. November 2005 wurde, trotz Einspruch von vielen Bürgern in Strassgang und Wetzelsdorf sowie von Bürgerinitiativen aus ganz Graz, die Änderung des Stadtentwicklungskonzeptes und des Flächenwidmungsplanes, zugunsten des Baues der internationalen Tennisakademie „Musterland“, von „Grüngürtel“ auf „Wohngebiet mittlerer Dichte“ gegen die Stimmen der KPÖ und Grünen beschlossen.

Gemeinderätin Ina Bergmann deponierte in dieser Sitzung nochmals die vielen Argumente, die gegen eine Verbauung eines Teiles dieses Grüngürtels sprechen.
Die landwirtschaftlich genutzten Gründe der Landwirtschaftsschule Alt-Grottenhof bieten im Stadtgebiet von Graz eine einzigartige Landschaft für Mensch und Tier. Daher ist dieser Bereich auch Landschaftsschutzgebiet. Die Grünflächen sind nicht nur für die Schule Alt-Grottenhof von lebenswichtiger Bedeutung, sondern dienen auch der Bevölkerung als Naherholungsgebiet mit besonderer Erlebnisfunktion , welches sehr gerne in Anspruch genommen wird.

Weiters hat dieser Grüngürtel eine besondere klimatische Bedeutung wie auch die Umweltanwältin des Landes Steiermark feststellte. Er dient der Kaltluftproduktion und ist Luftreservoir in einem von Feinstaub stark belasteten Gebiet in Graz. Das Argument, dass es sich nur um einen kleinen Teil des Grüngürtels handelt und das dieser ausschließlich sportlicher Nutzung dient, kann nicht überzeugen. Tennis wird nicht auf der grünen Wiese gespielt. Viele andere Beispiele in der Vergangenheit haben gezeigt, wenn der Kuchen erst einmal angeschnitten ist, ist er auch bald verzehrt.

Bei der Sitzung des GR im September wurde ein Baustopp in Hochwasser gefährdeten Gebieten einstimmig beschlossen. Obwohl das angrenzende Gebiet des Bründlbaches eindeutig in einem Hochwasser Gefährungsbereich liegt, wie die letzten Überschwemmungen bei der Fa. Leykam zeigten, darf jetzt hier gebaut werden.

Das zusätzliche Verkehrsaufkommen wird im Gemeinderatsbericht mit 200 – 400 Autos täglich beziffert und soll über die Zufahrt zum Hotel Tennisparadies abgewickelt werden.
Wenn man bedenkt, das zwischen Metro und der Fa. Leykam bereits die Bebauungspläne für weitere 700 Wohnungen und 60 Einfamilienhäuser beschlossen wurden, so sind dies ca. 1000 Fahrzeuge welche in den nächsten Jahren in die von Staus gesegnete Strassgangerstrasse zusätzlich einfließen werden.
In Wetzelsdorf wird über ein Projekt das mit Unterstützung von EU Geldern durchgeführt werden soll, bereits eine Rückführung von Flächenversiegelungen nachgedacht und ein paar Kilometer weiter wird genau das Gegenteil beschlossen.

Die internationale Tennisakademie unter der Patronanz von Thomas Muster könnte durchaus in einem weniger sensiblen Gebiet in der Steiermark gebaut werden. Für die Stadt Graz ist es eine reine Prestigefrage, denn unmittelbaren Nutzen daraus wird die Stadt weder in Form von zusätzlichen Arbeitsplätzen noch in Form von Steuereinnahmen haben. Die Akademie ist zur Ausbildung für ca. 24 internationale Spitzensportler gedacht. Wie weit dies der Jugendsportförderung bzw. dem Breitensport dient sei dahingestellt. Dem Argument von Stadtrat Eisl Eiselsberg Breitensport braucht Spitzensport kann gegenübergestellt werden Spitzensport braucht Breitensport. Immerhin wird hier vom Land Steiermark eine Summe von € 3,4 Mill in die Hand genommen. Es wäre wünschenswert wenn diese Summe auch kleinen Sportvereinen zur Verfügung gestellt wird.

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Veröffentlicht: 21. November 2005

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