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Petruswerk: Berliner Mieter sind frustiert

Kritik an Praktiken des möglichen Käufers der Reininghaus-Gründe

Lange Gesichter bei einer Mieterversammlung Ende September (2010) in der Parksiedlung Lichtenrade. Fast 140 Bewohner waren gekommen, um von ihrem Vermieter zu erfahren, wie es weitergehen soll mit der Abarbeitung zahlreicher vorhandener Mängel. Doch das Petruswerk hatte seine Teilnahme kurzfristig abgesagt – ein Armutszeugnis für das katholische Wohnungsunternehmen.
Seit der Modernisierung der 836 Wohnungen im Jahre 2007/2008 ist hier nichts mehr, wie es einmal war. Sämtliche Haustüren schließen nicht richtig, so dass es im Winter zu einem enormen Wärmeverlust kommt. Bei sehr hohen Temperaturen im Sommer lassen sich einige
Türen wiederum nur mit Gewalt öffnen. Die Keller werden regelmäßig zu Biotopen inklusive Fröschen, weil sie nach starken Regenfällen überschwemmt sind. Auch im Parkhaus
läuft das Wasser die Wände herunter. Er müsse sein Auto immer aus der Feuchtzelle holen, scherzt ein Mieter.

Für die Wohnungen gibt es ebenfalls eine lange Mängelliste. So fehlt bei einigen Balkonen seit drei Jahren der Austritt und die Farbe platzt von den Balkonwänden.
„Wir Mieter sind frustriert darüber, wie das Petruswerk mit uns umgeht“, sagt Rainer Meinicke von der „Interessengemeinschaft Parksiedlung Lichtenrade“. Die 2006 gegründete
Mieterinitiative sammelt die Beschwerden der Mieter und versucht mit Unterstützung des Berliner Mietervereins (BMV) das Petruswerk zur Nachbesserung zu bewegen. „Wir
hören zwar immer Versprechungen seitens der Verwaltung, aber meistens passiert nichts“, sagt Meinicke.
Dass bei der Modernisierung einiges schief gelaufen ist, räumt auch das Petruswerk ein. Aber: Immer wieder heißt es, man müsse erst den Rechtsstreit mit der jeweiligen Baufirma
abwarten, bevor man die Schäden beheben könne. „Das ist mietrechtlich völlig irrelevant“, weiß indessen BMVRechtsberater Dr. Michael Häberle. Er spricht von einer
nicht hinnehmbar „schleppenden Abarbeitung“ der Mängel.

Auch um die Betriebskostenabrechnungen gibt es viel Ärger. Wie sich herausstellte, ist die mit der Hausreinigung und Gartenpflege beauftragte Firma „AKKO Gebäudemanagement
GmbH“ wirtschaftlich so eng mit dem Petruswerk verbunden, dass sie als vermietereigene Firma anzusehen ist. Beide gehören der AVILA Firmengruppe an. Geschäftsführer
sowohl des Petruswerks als auch der Firmengruppe AVILA ist Dr. Douglas Fernando.
„Die Einschaltung des Subunternehmers verursacht unnötige Mehrkosten, weil sich Mehrwertsteuerzahlungen aufsummieren“, erklärt Dr. Häberle. Er hält das für einen Verstoß
gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot und hat für seine Mitglieder ein Zurückbehaltungsrecht in Höhe von 19 Prozent geltend gemacht. Was indes mit der Zwischenschaltung des Subunternehmens bezweckt wird, ist unklar, denn bei der Mehrwertsteuer handelt es sich
steuerlich um einen „Durchreicheposten“, einen Gewinn macht das Petruswerk deshalb also nicht. Auf seine Nachfragen hat Dr. Häberle bis dato keine Antwort bekommen.
Auch für das MieterMagazin war beim Petruswerk bis Redaktionsschluss niemand zu einer Stellungnahme zu bewegen – trotz wiederholter Nachfragen.

Mietermagazin Berlin, November 2010

Veröffentlicht: 11. Januar 2011

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