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"Stadt muss günstige Wohnungen schaffen"

Interview mit Stadträtin Elke Kahr (Kleine Zeitung)

SPÖ und ÖVP entdecken Wohnen nur vor der Wahl“

ÖVP will Privatwohnungen als Gemeindebau nützen. Für KP-Wohnbaustadträtin Kahr ist das nur so lange eine gute Idee, „bis man genauer darüber nachdenkt“.

Frau Stadträtin, SP und VP kritisieren, die KP habe beim Thema Wohnen nichts weiter- gebracht. Die VP will, dass die Stadt leerstehende Privatwohnung anmietet, um sie an sozial schwache Grazer günstig zu vermieten. Haben Sie die Hoheit über den Gemeindebau verspielt?

ELKE KAHR: Nein. Dieser Vorschlag klingt nur so lange gut, bis man darüber genauer nachdenkt. Denn Wohnungen, die leer stehen, sind entweder zu teuer oder nicht bewohnbar, weil desolat.

Was hat die KPÖ vorzuweisen?

KAHR: Wir haben die Standards im Gemeindebau entscheidend verbessert und fordern seit langem, dass die Stadt im Wohnbau wieder aktiv werden muss.

Sie selbst haben das Wohnbauressort, wo ist Ihre Projektliste?

KAHR: Wir haben das Ressort seit 2003, brauchen aber auch Grundstücke. Und der Liegenschaftsreferent ist von der SP. Wir alleine können nicht bauen. Und SP wie VP entdecken das Thema Wohnen immer nur vor Wahlen.

Gibt es konkrete Projekte?

KAHR: Aktuell sind zwei in Planung – einmal l80 Wohnungen in der Jauerburggasse. Der Spatenstich ist im Herbst. 2008 ist Baubeginn für 220 Wohnungen.

Zurück zum VP-Vorstoß. Was wäre daran auszusetzen, fände die Stadt doch leerstehende Privatwohnungen, die bewohnbar sind?

KAHR: Dann subventioniert die Stadt die Eigentümer und es fehlt der Druck auf den überteuerten Immobilienmarkt. Im Vergleich zu 2006 sind die Mieten um fünf Prozent gestiegen. Die Preise gehen nur runter, wenn die Stadt günstige Wohnungen schafft. Das zeigt das Beispiel Wien.

Noch einmal, was haben Sie denn auf der Habenseite zu verbuchen?

KAHR: Wir haben in Graz trotz der schwierigen Lage kurze Wartezeiten, besser als in Wien, wo man auf Gemeindewohnungen im Schnitt drei Jahre warten muss. Bei uns sind es ein halbes bis zu eineinhalb Jahren, je nach gesuchter Wohnungsgröße. Und wir haben nach langem Bemühen einen Konsens erreicht, dass in Grazer Kasernen Gemeindewohnungen entstehen sollen. Das muss jetzt mit dem Bund verhandelt werden.

Und wo besteht noch Handlungsbedarf?

KAHR: Die Stadt müsste einen Kautionsfonds schaffen. Denn für sozial schwache Mieter ist die Kaution oft die größte
Hürde, sich eine Mietwohnung leisten zu können. INTERVIEW: BERND HECKE

(Quelle: Kleine Zeitung, Region Graz, 2. 8. 07)

Veröffentlicht: 2. August 2007

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