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"Steirer-Krone-Chef ein Demokrat?"

Offener Brief von Jürgen Lehner (Klipp)

Werte Damen und Herren!

Vor wenigen Tagen habe ich einen Kommentar des Kollegen Christoph Biro, dem Chefredakteur der Steirerkrone, in einer Postwurfsendung gelesen. Dort schreibt er, dass wir längst ein Mehrheitswahlrecht bräuchten, denn dann reagiere ein starker allein. Und weiters, dass der Proporz jegliche Weiterentwicklung in der Stadt Graz bremse. Und dann vermittelt er ein Demokratieverständnis, das einem schon angst und bang werden lässt. Er schreibt nämlich: „Wenn vier, fünf, sechs Parteien mitregieren wollen, ist der Stillstand vorprogrammiert. Die ,Firma Graz‘ aber bräuchte eine starke Führung, vergleichbar dem mächtigen Vorstand eines Konzerns. Was ich also sagen will: Jede Stimme ist eine verlorene Stimme.“

Ich finde das wirklich bedenklich und für einen Demokraten – so er einer ist – unwürdig. An und für sich sollten solche Äußerungen nur von Menschen kommen, die politisch völlig unbelegt, naiv oder – um im Stammtisch-Jargon zu sprechen – „nicht ganz dicht“ sind. Weil das ja für Herrn Biro nicht zutrifft, ist der Monopolanspruch für eine Partei nur erklärbar, weil er gerne möchte, dass außer der Krone eben kein anderes Medium mehr Platz hat am Markt. Eine solche Wahlempfehlung – „den Starken stärken, das wäre am 25. November wohl vernünftig“ – ist wohl eine sehr starke Parteiergreifung. Ich hoffe, dass sich das in irgendeiner Weise auszahlt für Herrn Biro. Aber aus meiner Sicht sollten die so genannten Nicht-Nagl-Parteien so etwas nicht einfach hinnehmen. Aber möglicherweise gibt’s die Sorge, dass man dann in der Krone schlecht oder noch schlechter weg kommt.

Mit freundlichem Gruß

Jürgen Lehner

PS: Wenn Herr Biro offen sagt – „ich als Wähler werde mich für Nagl entscheiden“ –, dann ist das völlig in Ordnung, aber den Nachsatz zu formulieren – „jede Stimme für eine andere Gruppierung, ist eine verlorene Stimme“ – das zeigt von keinem Demokratieverständnis.

Veröffentlicht: 1. Oktober 2012

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