Vor 100 Jahren wurde Willi Gaisch geboren

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Die frühere Landesobmann der KPÖ Steiermark Willi Gaisch (1922–2009) vereinte in seinem langen politischen Leben theortisches Denken und praktische Arbeit.
Foto: © Sarah Kröpfl

Am 3. Juli 1922, wurde Willi Gaisch in eine Grazer Arbeiterfamilie geboren und erlernte das Tischlerhandwerk. Bereits 1936, mit 14 Jahren, trat er dem illegalen Kommunistischen Jugendverband bei und im Jahr 1938 – im Jahr des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich – der KPÖ. Zweimalige Verhaftung und Verfolgung durch die Gestapo hielten den Sohn eines kommunistischen Müllers und einer russischen Jüdin nicht ab, am antifaschistischen Widerstand teilzunehmen und für ein selbständiges, freies und demokratisches Österreich einzutreten.

Großen Anteil hatte er an der Schaffung des Landesprogramms der steirischen KPÖ. Bis in seine letzten Lebenstage interessierte er sich für die Weiterentwicklung des Marxismus und wollte dazu seinen Beitrag leisten. Sein theoretisches Wirken trug Wesentliches dazu bei, dass die steirische KPÖ als selbständige und bündnisfähige und als marxistische Partei die Lehren aus der gesellschaftlichen Entwicklung zieht und einen Widerpart zur entfesselten Macht des Kapitalismus darstellen kann.

Willi Gaisch war in seinem langen politischen Leben aber kein Mann der Theorie allein, sondern scheute sich vor keiner praktischen Arbeit: Sei es am Infostand oder bei der Herstellung von Orts- und Betriebszeitungen. Die Freundinnen und Freunde bei Kinderland haben ihn als Förderer der Organisation und als Ermöglicher des Feriendorfes in Erinnerung. Auch im Zentralverband der Pensionisten und im KZ-Verband war der Verstorbene aktiv. Als Finanzverantwortlicher arbeitete er mit Umsicht und Geschick in der schwierigsten Zeit für die Partei.

Er starb am 11. Dezember 2009 an den Folgen eines Schlaganfalles, den er am Donnerstag während eines Zeitzeugengesprächs im Hörsaal A der Uni Graz erlitten hatte. Dort sprach er im Zuge der #unibrennt-Bewegung vor 250 Zuhörer:innen über seine Erfahrungen im antifaschistischen Widerstand 1934 bis 1945.

Der Hörsaal A wurde nach Willi Gaisch benannt. Ein Jahr nach seinem Schlaganfall erfolgte die von Studierenden initiierte Umbenennung mit der Enthüllung einer Gedenktafel. Auch die jährlich stattfindende Sommerschule der KPÖ Steiermark trägt seinen Namen.

2012 erschien das Filmische Porträt »Genosse Waditschki« von Colette M. Schmidt und Samuel Stuhlpfarrer sowie die Biografie »Wenn man eine richtige Haltung hat, ist immer Platz für Optimismus.« Willi Gaisch 1922–2009 von Hanno Wisiak.

Willi-Gaisch-Seminar 2023

27-05-23 Ein hof­f­ent­lich eben­so um­fas­sen­des wie span­nen­des Pro­gramm mit hoch­ka­rä­ti­gen Re­fe­ren­tin­nen und Re­fe­ren­ten bie­tet das Wil­li-Ga­isch-Se­mi­nar am Pfingst­wo­che­n­en­de.

Veröffentlicht: 4. Juli 2022