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Wohnungen für junge Menschen: ÖVP-Forderungen gehen ins Leere

Elke Kahr: Bereits jetzt werden 18 Prozent der Wohnungen an Junge vergeben

Fünf bis zehn Prozent der Gemeindewohnungen sollen nach Wunsch des ÖVP-Gemeinderates Hohensinner jungen Menschen bis 27 Jahre, die „nicht aus einem wohlhabenden Elternhaus“ kommen“, zur Verfügung gestellt werden. Dazu stellt sich der Politiker eine Mietzinsobergrenze von 300,- Euro vor, als Draufgabe sollen die Mietverträge auch noch auf drei Jahre befristet werden.

„Diese Forderung zeigt die erschreckende Ahnungslosigkeit der ÖVP, wenn es um soziales, leistbares Wohnen geht“, zeigt sich die Grazer Wohnungsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) bestürzt. „Bereits jetzt werden nämlich rund 18 Prozent aller Gemeindewohnungen an junge Menschen unter 27 Jahren vergeben. Würde man die „Innovation“ von Gemeinderat Hohensinner umsetzen, würden in Zukunft 50% weniger junge Menschen, denen es finanziell nicht so gut geht, eine Gemeindewohnung bekommen als es derzeit der Fall ist.“

Dazu kommt, dass die geforderten „Mietzinsobergrenzen von 300,- Euro“ über den Obergrenzen für städtische Wohnungen liegen. Eine städtische Kategorie A – Wohnung kostet nämlich Dank eines von der KPÖ beantragten Gemeinderatsbeschlusses derzeit nur 3,70 Euro netto pro m². Zum Vergleich: Der Richtwert für die Steiermark beträgt 6,52 Euro/m².

Doch Hohensinner und die ÖVP stellen sich für junge Mieterinnen und Mieter offenbar nicht nur weniger Wohnungen und höhere Mieten vor, auch Befristungen sollen eingeführt werden! Die täglichen Erfahrungen zeigen jedoch, dass es für weniger begüterte Menschen, egal ob jung oder alt, ein Grundbedürfnis ist, dass ihre Wohnungen nicht nur leistbar sind, sondern auch unbefristet angemietet werden können. Befristungen bedeuten insbesondere für finanzschwache Mieterinnen und Mieter Druck und selbst im Falle einer Vertragsverlängerung das neuerliche Aufbringen der Kosten der Vertragsgebühren. Gerade wenig begüterte Menschen brauchen Gemeindewohnungen, da es hier weder Provisionen noch Befristungen gibt.

Den Ansatz einer guten, freilich nicht neuen Idee findet Kahr in Hohensinners Forderung nach Ansparung eines Betrages, um finanzschwächere Menschen bei den Wohnungseinstiegskosten zu unterstützen.

„Dass der ÖVP-Gemeinderat jedoch dabei zuerst an Maklerprovisionen (!) denkt und junge Mieterinnen und Mieter erst recht wieder auf den ohnehin kaum leistbaren privaten Wohnungsmarkt verweist, rundet das Bild des Klienteldenkens und der Realitätsferne der ÖVP ab“, so Wohnungsstadträtin Elke Kahr kopfschüttelnd. „Herr Hohensinner ist aber nicht nur herzlich eingeladen, sich in unserem Büro oder im städtischen Wohnungsamt über die Realitäten im Bereich des sozialen Wohnens zu informieren, sondern auch die Forderung nach Einrichtung eines Kautionsfonds zu unterstützen.“

Veröffentlicht: 24. Februar 2010

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